Geschichte des Dorfes Märzdorf am Bober   Seite 2               

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                 Aus der Geschichte des Dorfes
                Märzdorf am Bober                   
                        im Kreis Löwenberg in Schlesien
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Chronik der Pfarrgemeinde Märzdorf am Bober 

Kurze geschichtliche Nachrichten          

Märtzdorf oder auch geschrieben Märzdorf, mit den unteren Feldmarken und Wiesenflächen am Boberflusse mit den Wohnungen an einem unbenamten Bache gewöhnlich die Dorfbache oder Grundbache geheißen, ist eine der älteren aber ausschließlich deutschen Dorfanlagen, welche in älteren Urkunden den Namen Martini Villa führt. Damit ist ausgesprochen, daß der älteste Besitzer oder auch wohl Begründer und Erbauer dem Taufnamen nach Martinus gehei-ßen habe. Denn daß der Ort von dem Patronus oder Titulus der Kirche seinen Namen erhalten, ist kaum anzunehmen, da nicht bekannt ist, daß die Kirche je ihren Namen, den sie jetzt noch hat, St. Katharina, geändert habe. Wie der Begründer des Dorfes nach seinem Familiennamen geheißen, ist gänzlich unbekannt.*(Familiennamen kamen erst um 1300 in Gebrauch.)

Ebensowenig läßt sich ermitteln, ob überhaupt und in welchem geschichtlichen Zusammen hange das sogenannte Frauenhaus auf dem im Nordosten des Dorfes gelegenen Frauenberge und das Hohenhaus auf dem nordwestlich gelegenen Hohen- oder Hausberge mit Märzdorf gestanden. Tatsache ist, daß auf **(Kl: einem Felsvorsprunge nördlich von) dem Frauenberge ein Bergschloß gestanden. Die Grundmauern würden sich noch auffinden lassen. Versteck konnte sie dort im Walde, von einem tiefen Grunde umgeben, sehr leicht spielen. Ein Inhaber derselben soll Junker (Edelmann)Heinrich von Frauenhaus geheißen haben. Wann? Eine un-lösbare Frage. (Kl: Junker Hans von Frauenhaus nur Ende des 13. Jahrhunderts.) Ein Geschlecht, die Frauenhaus (-berg) existierte noch später in der Oberlausitz; es kann alsowohl ein Frauenhaus oder Frauenberg  in diesem Versteck gewohnt haben; so wie es gewiß ist, daß im benachbarten Schmottseiffen die v. Hohberge oder Hochberge wohnten, von dem das Hohen- oder fälschlich so genannt das Huhnhaus den Namen hat.)(Zwar gibt es einen Hoberg in Schmottseiffen, aber die v. Hohberge sind nicht nachweisbar.)

Es ist nicht unmöglich, daß auf dem Frauenberge vor Einführung des Christentums, ein von Frauen bedienter Götze verehrt worden ist, wie auch in der sogenannten Blauen Pfütze zwischen Kleinröhrsdorf und Liebenthal bzw. Geppersdorf  eine dergl. heidnische Frauen Niederlassung bestanden haben soll.(Kl:Diese Sage vom Frauenhaus ist wohl entstanden, weil man den jetzt im Kirchturm eingemauerten Steinkopf vom Grabstein einer Ritterfrau für ein Götzenbild gehalten, als man 1707 ihn dort fand beim Steineholen zum Kirchbau. Im Gegenteil ist wie bei "Frauenburg" in der Provinz Preußen zu denken bei "Frauenhaus" an "Unsere liebe Frau", die Gottesmutter.) Wahrscheinlich aber hauseten hier, nachdem Burg Lehnhaus zur Herzoglichen Burg erhoben worden, (12. Jahrh.) von Lehnhaus abhängige Edelleute, Welche die Aufgabe hatten, für den Anbau der Umgegend zu sorgen und den Namen Kastellane oder ähnlich führten, und als im 13.-14. Jahrhundert die schles. Herzöge verarmten und selbst sich nicht scheuten des Räuber-Handwerkes, nun frei geworden, aus Frauenburg ein Raubnest machten. Dieses wurde, unbekannt wann, niedergerissen, vielleicht unter König Matthias von Ungarn um die selbe Zeit, wie in Welkersdorf  der Talkenstein und andere. Übrigens müßten noch im Dorfe selbst Anlagen wie Burghöfe, später unter dem Namen Lehn-Vorwerke u.A. bestanden haben, die ebenfalls von armen Rittern oder Edelleuten, herzoglichen Mannen be- wohnt wurden. Das im Niederdorfe auf einem bedeutenden Hofe stehende Gehöft des Gutsbesitzers Walter, jetzt Schuster(Kl: Jetzt Hof des Protestanten v. Ehrenkroog) hat nicht nur noch das Ansehen einer ritterlich-adligen Niederlassung, sondern für diese Annahme noch  mehrfach in den Kirchen- und Gemeindebüchern die Bezeichnung das Vorwerk für sich. Auch die noch immer sehr ansehnliche Scholtisei umfaßte von Alters her noch weit mehr Anerbe, Wiesen, Hutungen, Waldung unter dem Namen "Obererbe" auf der Südseite gegen Hußdorf und Folgehäuser hin. Auch sie war wohl ursprünglich Rittersitz. (Kl: Grund und Boden, wo die Ritterburg Frauenhaus gelegen, gehört der Scholtisei.)

* In Klammern Geschriebenes ist vom Abschreiber erklärend hinzugefügt worden.

** In Klammern mit Kl. Gekennzeichnetes ist 1934 von Pfarrer Rob. Klautschke ergänzt worden.

 

Zur Scholtisei (Zusammenfassung)

Ehe die Familie Tilgner die Scholtisei kaufte, war deren Besitzer die Familie Scholz. Im Jahre 1517 war Georg Scholz Scholtiseibesitzer, (dabei) Erbrichter und Gerichtsscholze, verkaufte 1542 Mittwoch am Abende Bartholomäi seinem Sohne Mattes Scholz. 1551 waren ihm zur Seite die Schöppen (Schöffen) Fabian Benysz und Jacob Kyndler. 1598 kaufte Caspar Scholz von seiner Mutter namens Barbara, seines Vaters Mattes Scholtisei-Gut.

Diese Scholtisei war ein paar Jahrhunderte in dem Besitz der Familie Tilgner. Der alte Tilgner war geboren 1620 zu Dippelsdorf und kaufte 1646 die Scholtisei in Märzdorf. Der eine dieser Besitzer, Balthasar Tilgner, legte 1676 eigenhändig ein Familienbuch an, worin sehr schätzbare Nachrichten über die damalige Zeit sich vorfinden. (vgl. Görlich: Besitzungen des Klosters).Der letzte aus dieser Familie, .....Tilgner verkaufte (vor) 1864 die Scholtisei an den Lehngutsbesitzer Johann Arnold aus Schmottseiffen, dessen ..... Sohn, Herr Johann Arnold im Jahre 1860 in den Besitz eintrat. (Kl:/ / bis 1907 Franz Stelzer, dann Klara Stelzer und Kinder, 1914 Oswald Stelzer.)

Daß die Scholtisei eine große Bedeutung hatte, geht schon daraus hervor, daß die heutige Brauerei nicht nur im Besitze war von dem Brau- und Brenn- Urbarium (Urbarium = Besitzverzeichnis) das Recht zu Schlachten und zu Backen, wie es auch in allen anderen Dörfern der Fall war, sondern auch einen Schmied zu halten, und auch einer ihr eigentümlichen (gehörigen) Mühle hatte.

Bis 1557 war Märzdorf wie alle andern Liebenthaler Stiftsdörfer gehalten in der Bobermühle zu Lähn mahlen zu lassen; indessen, da inzwischen Privatmühlen gebaut wurden, hielten sich die Ortschaften an diese. Die hiesigen, schon mit 1547 anfangenden Schöppen-Bücher berichten, daß bereits 1553 die Mühle am Bober existierte und zur Scholtisei gehörte, demnach Privateigentum war, lassen aber unbekannt, wann sie erbaut worden. In diesem Jahre, vielleicht im Zusammenhange mit der übrigen Gerichtsbarkeit, kaufte sie das Kloster an sich. Von der Zeit an wurden die Dörfer Süßenbach, Dippelsdorf und Märzdorf zu den Bauten bei der Mühle, um Wehre am Ufer und bei der Brücke mit Hand- und Spanndiensten, bei großen Bauten alle Gemeinden verpflichtet, Kesselsdorf und (dessen Nachbargemeinde) Hänchen ausgenommen. 1724 kaufte die Mühle der Müller Johann Helbig an sich, von diesem 1742 Christoph Puschmann, gleichwohl blieben die Verpflichtungen und Berechtigungen der Stiftsgemeinden selbst noch nach Auflösung des Klosters (1810). Puschmann war aus Krummölse. 1835 kaufte Wenzel Haikeborn, 1850 besaß sie ein George Görlich aus Böhmen, jetzt ist deren Besitzer .....(sollte wohl noch ergänzt werden.) Dieser baute viele Gewerke sowie am Wehre.

 

Besitz des Ortes

Wiewohl nun sicher anzunehmen, daß Merzdorf unter Oberhoheit von Lähnhaus gestanden so hatte es dennoch in ältester Zeit Großbesitzer die als Autorität am Orte gegolten und gewisse Rechte ausübten. (Nach) alten, leider für verloren erachtete Regesten (= Urkundensammlungen ), die Schreiber nachgelesen, kaufte bereits Propst Wilrich von Liebenthal im Jahre 1315 Gerechtsame über Mertinsdorf  (Regesten des Pastor Thomas zu Wünschendorf) und 1356 kaufte Propst Nicolaus -Reisner- von Liebenthal namens des Stiftes von Liebenthal von der Frau Margaretha Peczconis die Erbschaft über Mertensdorf (Thomas Regesten) und nach einem Jahre schwerer Prüfungen (Pest?) verkaufte Abbatissin Elisabeth Czirna (Czirne?) zu Liebenthal in Übereinstimmung des Propstes Albrecht sechs Mark jährliche Zinsen, welche auf dem Vorwerk des Pecze Warmbier in Martinsdorf hafteten (demnach war die Frau Margarethe Peczonis die Gemahlin des Warmbier - Pecze ist der slawisierte Name für Petrus, Petsche) für einundsechzig Mark Groschen dem Pfarrer Johannes daselbst, daß also dieser dem Kloster das Capital zahlte und dafür die Interessen (Abgaben) erhob. Das ganz sicher 1278 gestiftete oder wie manche andere glauben schon 1221 gegründete Kloster Liebenthal hatte demnach schon Eigentumsrechte auf und in Merzdorf, mag auch wohl die Obergerichte, d.h. über leben und Tod, verkauft haben, worauf damals so großer Werth gelegt wurde. Alte Liebenthaler und Märzdorfer Schriften besagen, daß Liebenthal in der Zeit großer Noth, nämlich den Türkenkriegen das Blutgericht an das Gut Lähnhaus verpfändet habe, also zwischen 1520 und 1570 (hier ist 1527 eingefügt). Vorher, nämlich 1512 d. 29. Oct. Verkauft das Kloster den Zins in Märzdorf, Röhrsdorf und Süßenbach, um das Gut Dippelsdorf erwerben zu können, an die Vikarienkasse am Dome zu Breslau. Vielseitig war gewünscht woren, die Obergerichte möchten wieder an die alte Herrschaft des Klosters zurückgelangen. Das geschah nun auch 1648 wirklich, wobei der erst 28 Jahre alte Scholze als Gerichtsverwalter sehr tätig mitwirkte. Merzdorf als Gemeinde trug zu dem Rückkauf selbst hundertdreißig Thaler bei. Geschehen 1648 zwischen 21. Juli und 1. September.

Das Hochgericht oder der Galgen befand sich am Ende der Pfarr-Wiedemuth auf dem Frauenberge. Die Stelle heißt heute der Galgenberg, auch der Viehweg. Es gehörte das Blutrecht oder Schöppenstelle, wie erzählt wird, dem Besitzer des Gutes Nr.173, der Butrichter gewe sen sein soll.

Ao. (Anno) 1602 wurde ein Mattes Breit (Breil?) aus Böhmen im hiesigen Kretscham eingezogen (verhaftet) und vom Inhaber der Gerichte, Freiherrn von Zedlitz auf Lähnhaus und Liebenthal strafrechtlich verurtheilt.

 

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