TOKYO

1988


Request Concert

Parco Ltd, Tokyo

Director

 

 

 

Still under construction…..

 

 

4. Nov 87

Nun treffen wir uns schon zum zweitenmal mit Yoshiyuki-san, den Text des St?kes zu bearbeiten. Diese Treffen sind unglaublich sch? und aufschlussreich. Es ist mir als h?te ich all die Jahre gegen den Wind gearbeitet. Ein st?diges K?pfen und ?erreden, Erkl?en und Verzweifeln, Organisieren und Aufgeben. Die Mitarbeiter von Seibu, PARCO verstehen ihr Gesch?t, organisieren still und pr?ise, die Zusammenk?fte fangen p?ktlich an und die Ergebnisse sind zufriedenstellend. Es gibt ein verst?diges Team, ?ersetzer, B?nenbildner, Assistenten und B?nenmeister. Und die Schauspielerin versteht ihren Beruf im Detail. Wir reden ?er den Text, ?er den Charakter und die Biographie der Rolle und dabei lerne ich mehr und mehr ?er die Lebensweise der Japaner in Tokyo.

Gestern abend veranstalteten wir einen Phototermin im Haus unserer Produzentin, da ihre Wohnung so ziemlich genau den Lebensbedingungen unserer Figur entspricht. Es ist erstaunlich auf welch engem Raum 90% der Japaner ihre Freizeit verbringen m?sen.

Man ?fnet die Wohnungst?e und steht bereits in der K?he. Auf der linken Seite des schmalen Ganges ein einflamiger Gasherd und ein Sp?becken, auf der rechten Seite eine T?e zu einem kleinen Badezimmer und einer Toilette. Dazwischen geklemmt ein l?glicher Tisch und zwei St?le. Abstellfl?hen sind schmal und jede Fl?he ist ben?zt um Haushaltsartikel, T?fe, Pfannen, Geschirr, Gl?er, Handt?her etc. unterzubringen. Man zw?gt sich im Sinne des Wortes am Tisch und der Toilettent?e vorbei in den kleinen Raum, vielleicht 3. 50 im Quadrat, am Stirnende ein Fenster, zur rechten ein Fenster und an den Wandfl?hen die verbleiben, Fernseher, Kleiderstangen, Schrank, B?herregal, Schminktisch und Wandschrank. In der Mitte des Raumes ein kleiner Glastisch, darum herum B?her und Magazine. Gef?gnisr?me sind selbst bei Einzelhaft ger?miger. Abends um ins Bett zu gehen muss alles beiseite ger?mt werden, dann wird die Matraze ausgerollt, die Stahlrolladen geschlossen, man zieht seine vier Wecker auf, pr?t einem nach dem anderen und geht meist besoffen in Tiefschlaf ?er. wir verbringen unseren Phototermin zu sechst in diesem Raum und entwickeln bereits nach einer halben Stunde einen tanz?nlichen Bewegungsrythmus der es uns erlaubt uns aneinander vorbei zu bewegen.

Wie kann man es hier l?ger als zwei Tage aushalten, frage ich mich? Und dies sind die Bedingungen die wir auf der B?ne f? unsere Arbeit schaffen m?sen.

Yoshiyuki-san versteht es ausgezeichnet in wenigen Momenten f? unsere Photos die richtige Situation zu ersp?en. Ich freue mich diesesmal wirklich sehr auf die Arbeit. Diese Photoarbeit gab uns schon den ersten Eindruck wie sich unser St?k hier in Tokyo darbieten wird und unsere Gespr?he geben mir die ersten Anhaltspunkte ?er das wirkliche Leben eines Angestellten in einem dieser riesen Unternehmen, wie SEIBU zum Beispiel.

F? unser St?k nehmen wir an das Fr?lein Hajami Kazuko, Frl. Schnell, ca. 46 Jahre alt, bereits seit 20-25 Jahre irgendwo in irgendeinem B?o des SEIBU Konzerns in der Buchhaltung sitzt und Zahlen addiert. Sie arbeitet von 9 Uhr bis 17 Uhr, wohnt ungef?r eine Stunde Fahrzeit mit einem Vorortszug in dem Stadtteil Kiose. Jeden Morgen und jeden Abend steckt sie eingezw?gt, unf?ig sich zu bewegen in der U-Bahn und dem Anschlusszug, Opfer neugieriger M?nerh?de. Da sie etwas verschlossen ist, redet keiner mit ihr. Man glaubt sie will nicht reden. Da sie mit keinem sprechen kann, geht sie auch selten mit Kollegen zum abendlichen Trinken. Ein- zweimal im Jahr beim Betriebsfest schliesst sie vor?ergehend Freundschaft mit Arbeitskolleginnen, da sie aber eine der wenigen ?teren Mitarbeiterinnen ist, die Mehrzahl ist wesentlich j?ger, schlafen diese Kurzfreundschaften schnell ein. Zuhause kennt sie die Nachbarn nicht und man k?mert sich auch sehr wenig um sie. Das ist normal. Jeder ist mit sich selber besch?tigt, die Freizeit ist bemessen. So verbrachte sie 20 Jahre ihres Lebens. So verbringen Millionen Japaner ihr Leben. Als sie 32 war lernte sie einen Mann kennen. Leider nahm er die Sache weniger ernst als sie und als er sie sitzen liess, schwor sie sich, sie nie mehr in eine solch schmerzhafte Situation zu begeben. So blieb sie alleine und musste zwangsl?fig im Arbeitsprozess der Firma verbleiben. Finanziell ist sie nicht schlecht gestellt, sie verdient mehr als ihre Kolleginnen da sie schon so lange ausgehalten hat, sie hat gespart und kann zu?zlich noch ihrer Mutter, die auf dem Land wohnt etwas Geld ?erweisen. Sie kann es sich leisten, wie alle Japaner, elegant und gut gekleidet in die ?fentlichkeit zu gehen, ihr Haus ist zwar klein,wie alle H?ser hier, aber den Umst?den entsprechend gem?lich. Man darf annehmen das sie nie G?te empf?gt, ebenfalls nichts ungew?nliches hier. Die meisten sch?en sich ihrer kleinen Wohnungen und treffen sich lieber im Cafe. Die Wohnung ist angef?lt mit Gegenst?den, Souvenirs und Kleider und dadurch ist der Bewegungsspielraum eingeschr?kt. Da sie selten Gelegenheit findet mit Freunden auszugehen, trinkt sie zwangs?fig zu Hause. Sie braucht Alkohol wie alle ihre Kollegen um zu vergessen, um fr?lich zu sein, um schlafen zu k?nen.

Und damit ist der Charakter im grossen und ganzen beschrieben und unterscheidet sich kaum vom Rest der Bev?kerung Tokyo’s. Sie ist nicht ungl?klich aber auch nicht gl?klich. Ein ganz normales Leben, ein ganz normaler Tag an dem sie heute nach Hause kommt

 

More later…

 

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