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Der Umbau
der 23 001 und 23 002 der DRG bei der DR: -
als BR23, DR Reko
- Bauart 1’C1’h2 - Umbaujahr
1961
Da
es für das Bw Grunewald wegen der Grenzziehung an der Oder-Neiße-Linie
kein entsprechendes Einsatzgebiet mehr für die beiden Maschinen gab, wurden beide Loks am
12.06.1946 an das Bw Brandenburg abgegeben, das aber ebenfalls keine
Verwendung für sie hatte. So endete die Brandenburger Zeit schon am
29.06.1946, und das Bw Berlin Anhalter Bf wurde ihre neue Heimat. Hier
fuhren beide 23er wieder im
schweren Reisezugdienst. Alsbald wurde
das Schicksal der beiden Loks von der Weltpolitik und den zunehmenden
Ost-West-Gegensätzen beeinflusst. Die begonnene Einschnürung der
Westzonen Berlins brachte ihren Abzug nach Jüterbog mit sich. Hier traf
23 001 am 30.11.1947 ein, nachdem sie vom 17.10. bis 29.11. im RAw
Stendal eine Untersuchung erhalten hatte. Von Jüterbog aus fuhren beide
23er - wie zuvor - auf der Berlin-Anhaltischen Bahn. Doch auch in Jüterbog
wurden die 23er nicht heimisch. Am 31.10.1948 wurden sie ausgebucht und
fanden sich ab dem nächsten Tag beim Bw Berlin-Rummelsburg wieder.
Inzwischen war bereits ein großer Teil des Berliner Fernverkehrs auf den
im Ostsektor gelegenen Schlesischen Bahnhof (später Ostbahnhof) umgelegt
worden. 23 001 und 23 002 fuhren - wie die übrigen in
Rummelsburg beheimateten Schnellzugloks
- nach Küstrin-Kietz, Frankfurt (Oder),
Angermünde und Cottbus.
Daran änderte sich auch nichts, als 23 001 ab dem 11.05.1950 in
Berlin- Karlshorst beheimatet wurde. Nur für den Sommerfahrplan 1950
dienten beide 23er dort zur Verstärkung des Bestandes.
23 001
rückte am 26.09.1950 ins Raw Stendal ein, das sie am 25.10.1950 fertig stellte. Ab dem folgenden Tag gehörte
sie zum Bestand des Bw Berlin-Ostbahnhof, bei dem sie längere Heimstatt
fand. Außer
den beiden 23ern fanden sich hier nur preußische S 10.1; die 03 waren
vorerst weiter in Rummelsburg. Ostbahnhofer Loks kamen über den südlichen
Güteraußenring und alsbald den neu gebauten Außenring auch in Richtung
Dresden zum Einsatz, inwieweit das auch für die 23er galt, ist nicht
bekannt.
Irgendwie
scheint man für die beiden 23er auch beim Bw Ostbahnhof nicht die
richtigen Aufgaben gehabt zu haben, denn als Max Baumberg 1954 für die
Fahrzeugversuchsanstalt Halle (S) nach Bremslokomotiven für die
bevorstehenden Messfahrten mit den ersten DR-Neubauloks verlangte, erhielt
er 23 001 und 23 002. 23 002 rollte am 30.05.1954 nach
Halle ab, 23 001 einen Tag später. Buchhalterisch wurden sie ab dem
31.05. bzw. 01.06. als Lokomotiven der LVA Halle geführt. Bereits 1954
erhielt 23 001 Witte-Windleitbleche, Gegendruckbremse und
Eckventil-Druckausgleicher auf den Zylindern, die die
Fahrzeug-Versuchsanstalt (FVA) in der eigenen Werkstatt einbaute. Ihr
erster größerer Versuchseinsatz dürfte der Bremslokdienst - zusammen
mit 79 001 - bei der Erprobung der ersten DR-Neubautenderlok 65 1001
gewesen sein.
Besonders
nützlich waren die beiden 23er Halle eigentlich nicht. Beide Maschinen
nutzte man hauptsächlich für die Überführung von Wagen und der
Erprobung von Einzelteilen. Einsätze von 23 001 als Bremslok waren
eher selten. Sie eignete sich nur für Versuche mit kleinen Leistungen und
Geschwindigkeiten bis 90 km/h, war aber in ihrer Bremsleistung leicht und
schnell zu regeln. Aber auch bei der Erprobung von 23 1001 im Jahr
1957 benutzte man die Vierzylinderlokomotive 19 017, nicht aber die
23.
Mehrzylindrige
Lokomotiven eigneten sich für Bremslokdienste besser als Zwillinge wie
die 23 001, da es bei diesen zu hohem Verschleiß kam. Auch im
Alltagsdienst war diese Lok zu finden. Im Plan der Hallenser 03 fuhr sie
gelegentlich Schnellzüge nach Eisenach und Berlin. Da ihr Wasservorrat
begrenzt war, fuhr sie zeitweise mit dem Tender 2'2'T34 (Borsig 15038/41)
der 44 012, die
wiederum - bis zu ihrer
Abstellung 1958 - mit dem Tender der 23 001 im Versuchsdienst als
Bremslok unterwegs war. Nach der Werkkarte des RAw Cottbus für die Lok
war der große Tender noch 1959 hinter der 23. Zu einem unbekannten
Zeitpunkt, vermutlich aber 1962, wurde 23 001 mit dem Tender Schichau
3444/41 von 23 002 gekuppelt, den sie bis zur Ausmusterung behielt.
Max
Baumbergs Überzeugungskraft war es zu verdanken, dass so wenig nützliche
Maschinen wie die beiden 23er im Versuchsdienst blieben, obwohl diese
meist kalt im Schuppen des Bw Halle P standen. Da auch 23 001 und 23 002
mit den problematischen St47 K-Kesseln ausgestattet waren, setzte Baumberg
es noch durch, dass beide Rekokessel der Baureihe 50 erhalten sollten. 23 001
erhielt diesen anlässlich einer L4, die im RAw Leipzig vom 09.12.1960 bis
zum 30.05.1961 dauerte. Interessanterweise ist diese L4 ebensowenig in der
Werkkarte eingetragen wie der Rekokessel. Dieser wurde 1961 vom Raw
Halberstadt unter der Nummer 186 hergestellt. Die Gegendruckbremse blieb,
und nach Baumbergs Geschmack erhielt die Lok zwei Sandkästen, die mit dem
Dom unter einer gemeinsamen Verkleidung zusammengefasst wurden. Durch
diesen Umbau war 23 001 nun die leistungsfähigste 1’C1’-Lok in
Deutschland geworden, durch den größeren Kessel sogar der kräftigen
23.10 und erst recht der 03 mit Altbaukessel überlegen. Die
Rekonstruktion von 23 002 wurde am 07.12.1959 im Raw Cottbus zwar
noch begonnen, nach der Demontage der Lok aber abgebrochen. Der für sie
bereits nach Cottbus gelieferte Rekokessel kam nach Stendal und diente zur
Rekonstruktion einer 50. Nun gehörte 23 001 zum Hallenser "Club
der Einzelgänger" oder wie mancher auch sagte, zu "Baumbergs
Raritätenkabinett".
Bei
ihrer letzten Hauptuntersuchung am 30.06.1969 erhielt 23 001 noch die
"Quetschesse", den Giesl-Ejektor. Wie die übrigen Dampfloks der
Versuchs- und Entwicklungsstelle Halle (S) war sie danach kaum noch im
Einsatz. Nach der Pensionierung von Max Baumberg ging es mit dem
"Raritätenkabinett" auch schnell zu Ende. Die vorhandenen
Maschinen wurden entweder an den Betriebsdienst abgegeben oder bei
Fristablauf abgestellt. Wie die beiden 19er, die nach teuren
Untersuchungen nur noch 500 bzw. 5.000 km fuhren, stand die ab 1970 als 35 1001
bezeichnete Lok ihre Fristen ab, wurde gelegentlich Fotografen vorgeführt
und am 29.06.1974 abgestellt. Die z-Stellung folgte am 30.09.1974, die
Ausmusterung am 05.05.1975. Vier Monate später meldete das RAw Halle sie
als zerlegt.
Lieferfirma:
RAw Leipzig/ Cottbus - 1 Stück
Betriebsnummer:
23 001 (ab 01.07.1970: 35 2001-2)
Quellen:
Dampflok-Report No 2 des Eisenbahn Journals – ISBN 3-922404-72-3
Eisenbahn Kurier No 12/ 2001
Der Neubau der BR23 bei der DR:
- als BR23.10 (später zur BR35.10 umgezeichnet)
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