"Die Physik der Unsterblichkeit"
ein Buch von F.Tipler als Ausgangspunkt für eine Diskussion über Physik und Religion. Ist Theologie wirklich ein Teilgebiet der Physik, wie Tipler schreibt?
Gedanken und Material zu diesem Thema von P. Krahmer
"Ist eine physikalische Theorie, die besagt, daß ein allgegenwärtiger, allwissender, allmächtiger Gott eines Tages in der fernen Zukunft jeden einzelnen von uns zu einem ewigen Leben auferwecken wird."
Tipler: Die Physik der Unsterblichkeit: Inhalt Inhaltsverzeichnis des Buches
Tipler: Die Physik der Unsterblichkeit (Kap. I) Grundlegendes Einführungskapitel
Tipler benutzt keinerlei
Glaubenssätze und Offenbarungen sondern nur physikalische
Begriffe.
Die engste Voraussetzung dieser Theorie fordert:
Der Mensch ist ein rein physikalisches Objekt, eine biochemische
Maschine, die mit den bekannten Gesetzen hinreichend beschrieben
werden kann. Es sind also keine besonderen vitalen Kräfte
notwendig. Eine menschliche "Person" - ich erinnere
hier an den Begriff personare - ist ein allerdings komplexer Typ
von Computerprogramm. Die menschliche "Seele" ist
nichts anderes als ein Programm, das in dem Gehirn dieser
speziellen Rechenmaschine abläuft. Hardware ist Körper und
Gehirn, Software macht die Person. Mensch als Person stärker an
die Struktur als an die Materie gebunden, vergleichbar einem
Computerprogramm das nur auf einer bestimmten Hardware läuft.
Auch die Seele, was immer man darunter versteht, ist nur
komplexer Teil dieses Programms.
Sehr restriktiv : aber Tipler folgert (mit Lücken, die der math. Anhang klären soll!)
1) Auferstehung zum ewigen Leben in einer Form wie der
heutigen, allerdings in geläuterter Art und verbesserten
Umgebung
2) wir besitzen wirklich und wahrhaftig einen freien Willen.
Klassische Naturwissenschaft hat das viel ärmere
Aussagen.(Stäubchen im Kosmos, wenn wir sterben sind wir tot,
Gott gibt es nicht.)
Neu bei Tipler ist eine Hinwendung zur Berechnung der Zukunft der
Welt mit den bekannten Gesetzen. Bisher studierte die Physik fast
nur die Vergangenheit.
Grundlage seiner Theorie ist ein
erweitertes anthropisches Prinzip (DIRAC und DYSON ):
Das Universum soll so beschaffen
sein, daß Leben bis ans Ende der Zeit, buchstäblich ewig,
weiterbestehen kann. Dieses
Grundpostulat erklärt die Randbedingungen einer globalen
Wellenfunktion der Quantenmechanik, aber auch die theologischen
Schlußfolgerungen. Hier schon im Sinn einer Theologie als
Teilgebiet der Physik.
Tipler
schreibt am Anfang
"entweder
ist Theologie blanker Unsinn, eine Wissenschaft ohne Gegenstand,
oder aber wird die Theologie zu einem Teilbereich der Physik.
Das Universum ist per definitionem die Gesamtheit alles
Existierenden, die Gesamtheit der Realität. Daher ist, falls
Gott existiert, Er das Universum oder ein Teilbereich des
Universums. Ziel der Physik ist es die Realität zu verstehen.
Die Physiker müssen also Gott über kurz oder lang finden- oder
haben ihn schon gefunden! In Wirklichkeit ist das Universum
einfach noch zu wenig im Großen betrachtet worden."
RÖM 1,20 (Paulus) |
"Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit der Schöpfung der Welt ersehen aus seinen Werken, wenn man sie wahrnimmt, so daß sie keine Entschuldigung haben." |
TILLICH |
Gott ist
nicht ein Seiendes, sondern Gott ist das Sein an sich,
Gott ist die Letzte Realität, und zwar ist diese Letzte
Realität personal. Gott ist überall präsent. Präsenz bedeutet aber, daß es auch Physiker möglich sein muß, Gott zu entdecken. |
PANNENBERG |
"Jesus verstand Gottes Anspruch auf die Welt ausschließlich als den Anspruch seiner kommenden Herrschaft... Das impliziert, daß in gewissem Sinne Gott noch nicht ist. Wenn seine Herrschaft und sein Sein zusammengehören, so ist Gottes Sein wie seine Herrschaft noch nicht gekommen." |
MOSES |
Gott spricht "Ich
werde sein, der ich sein werde"... sag ihnen "ich werde sein" hat mich zu euch gesandt. |
BLOCH, KÜNG |
der Gott Moses war ein "End- und Omega-Gott" |
TEILHARD DE CHARDIN |
radiale Energie die im Omegapunkt endet |
PAULUS |
Gott ist ein Gott der Auferstehung |
TIPLER |
Wahrscheinlich
existiert Gott Wahrscheinlich haben wir einen freien Willen Wahrscheinlich wird uns Gott Unsterblichkeit schenken |
Unser Universum läuft von der Anfangssingularität, dem Urknall, bis zu der Endsingularität, dem Endkollops. Das Leben in diesem Universum muß sich bis in den Endzustand halten können. Es ist hier universelles Leben gemeint ! (nicht mit der Sekte UNIVERSELLES LEBEN verwechseln. die in Unterfranken ganz stark wirtschaftet und nur Geld umsetzt!)
1) Er erlaubt dem Leben dem Tod, speziell dem Wärmetod, zu entgehen
2) Er liegt in der Letzten Zukunft, nicht in der Zeit, sondern an der Grenze jeder
zukünftigen Zeit, und ist das Ende aller zeitlichen Abfolgen, die er in sich hineinzieht.
3) Er kann als Analogon zur Singularität an dem Punkt gelten, der das spitze Ende eines Kegels bildet.
4) Er kann nur in einem begrenzten System entstehen.
Dieses Leben gewinnt immer mehr an Macht, Wissen und Energie.
Und am Ende der Zeit (Endsingularität) wird aus diesem Leben eine allmächtige, allwissende und allgegenwärtige Person, die den ganzen Raum und die ganze Zeit beherrscht. Wenn dies aber in der Endsingularität passiert, ist diese Person immer und überall vorhanden, wie die mathematischen Feldgleichungen des Universums zeigen. Mathematisch gesehen muß diese Person punktähnliche Struktur haben.
Daher heißt diese Person
Omegapunkt.
Der Omegapunkt hat die Eigenschaften des Gottes von Tillich und
Pannenberg:
dem Sein an sich, aber die Seinsweise ist die Zukunft.
Die
Omegapunkt Randbedingung personalisiert die Wellenfunktion des
Universums, man könnte die Wellenfunktion als Heiligen Geist
interpretieren. Unter der Voraussetzung, daß Leben sich im
Universum bis zum Kollaps wird halten können, ist es
physikalisch gesehen vernünftig zu sagen, daß Gott immer und
überall ist.
Determinismus Wellenfunktion psi leitet und führt
alle phys. Felder, psi wirkt
Willensfreiheit in der Realität über Wahrscheinlichkeitsamplituden
Jedes Bewußtsein, das an phys. Träger gebunden ist, braucht eine Art Zufallsgenerator auf niederer Ebene (Esel zwischen zwei Heuhaufen, der verhungert).
Die Wellenfunktion y kann als alles
durchdringendes Feld verstanden werden, das allem Sein das Sein
verleiht, das selbst erst vom Letzten Leben erzeugt wird, das es
definiert. Die Wellenfunktion hat personalen Charakter, da sie
alle Informationen über das Leben im Kosmos in sich trägt.
HEILIGER GEIST
(Wellenfunktion psi) als Eigenschaft und Aktionsträger GOTTES (Omegapunkts)?
Ich erinnere an dieser Stelle an die naive(?) Schutzengelvorstellung.
Das Leben
muß
1) einen ständigen Fortschritt durchlaufen, denn nur so kann
es überleben.
(Gar nicht so einfach, da Sterne immer weniger Energie liefern,
man gegen die Entropie ankämpfen muß und die Anisotropie des
Raumes ausnutzen muß).
2) dies gelingt vermutlich nur über bisher ungewohnte neu Lebensformen, die einen Exodus aus unserem Sonnensystem aushalten. Der nächste Typ könnten intelligente Roboter-Personen sein.
3) Die menschliche Person ist ein
Computerprogramm, daß ein Leben durchspielt
Wann ist eine Person intelligent? Nun wenn sie auf Fragen logisch
richtige Antworten gibt. So kann ein idealer Computer der Zukunft
sicherlich intelligent genannt werden.
Das Leben kann als Ablaufsequenz simuliert werden. Eine ideale
Simulation eines Lebens nennt man Emulation. Der Mensch besteht
als Person für Tipler aus Gehirnzellen-Speicherplätzen zu denen
noch die Informationsflut der Gene und Körperzellen kommt. Ein
Computer mit gleicher Kapazität an Speicherbits ann dann einen
Menschen emulieren, und die Supercomputer der Zukunft können
sogar alle Vielewelten-Leben eines Neugeborenen simulieren,
allein aus Kenntnis der Gene. Dabei werden natürlich sehr, sehr
viele verschiedene Leben emuliert werden.
Tipler rechnet die Möglichkeiten und die notwendigen Speicherkapazitäten durch und kommt zum Ergebnis, daß für die Emulation einer einzigen Welt 10(10*123 ) bits notwendig sind.
Die Rechnung ist bei 1080 Teilchen, die es etwa im Universum gibt, kaum nachvollziehbar. Da muß man schon im Phasenraum arbeiten in die bits nicht der Materie zuordnen?
Eine Kleinigkeit für den Omegapunkt meint jedoch Tipler! Das Leben wird zu einem gigantischen Computerprogramm, das alle Leben (sogar in der Vielewelten-Potenz) simulieren oder emulieren kann. Im Jahr 2050 wird man voraussichtlich technisch ein Gehirn emulieren können. Eine Menschenleben zu emulieren wird dann vielleicht im Jahr 3000 möglich sein.
Die Summe all dieser gigantischen Programme läuft dann in den Omegapunkt ein. Für diesen sei es dann ein Leichtes die Computerprogramme zu emulieren. Dazu müssen nicht alle Leben als Filme gespeichert werden und erneut so ablaufen wie sie einmal abgelaufen sind. Nein- das wäre ewige Wiederkehr und unendlich langweilig.
Tipler rechnet vor:
Um alle Menschen mit Körper, Gehirn, Haustieren, Umgebung zu
emulieren genügt allein die Kenntnis des genetischen Codes der
Menschheit. Es wird zu den alten Lebensemulationen kommen, bzw
weiß das gigantische Universalprogramm Omegapunkt, vom heutigen
Herrn Meier und seiner Katze alles, wird ihn wieder emulieren
können, auferstehen lassen. Allerdings grobe Gemeinheiten im
Leben des Herrn Meiers werden vorher im Programm ausgemerzt.
Computermetaphysik
Simulationen physikalischer
Systeme benutzen wir heute sogar schon im Unterricht. Diese
liefern Modelle der Realität in der zeitlichen Entwicklung.
Stadt- und Ökosysteme werden simuliert und je besser das
Programm und je mehr Daten ein Computer berücksichtigen kann,
desto besser wird die Simulation. Kennt man gar alle realen
Entwicklungen, so kann man auf einem gigantischen Computer eine
Stadt exakt simulieren. So etwas nennt man EMULATION.
Heute können Computer nur Computer emulieren. Man schätzt aber,
daß in 100-1000 Jahren ein Computerprogramm einen Menschen
emulieren kann.
Gemäß der Vielweltentheorie können viele Emulationen für eine
einzige Person ( 10 hoch (10 hoch 15)) bits erstellt
werden. In einer Emulation können wieder Personen emuliert
werden.
Für eine Menschheit bräuchte man nach Tipler ( 10 hoch (10 hoch 45) bits,
für ein ganzes Universum ( 10 hoch (10 hoch 123)) bits
und für "ein eigenes Universum für jeden Menschen" fast dasselbe, da gilt:
(10 hoch (10 hoch 45))* ( 10 hoch (10 hoch 123)) = (10 hoch ((10 hoch 45)+(10 hoch 123))) = (10 hoch (10 hoch 123))
Leistungsfähigkeit des
Omegapunktes
ist " unendlich hoch unendlich" um es mal etwas freier
zu formulieren. 10 hoch 10 hoch 123 Universen können schon vor
dem Erreichen des Punktes emuliert werden, solange das Leben und
damit der personale Charakter bis dahin überlebt.
Was geschieht nach
der Auferstehung? Himmel, Hölle, Fegefeuer.
Der durch den Omegapunkt emulierte Mensch muß nicht
notwendigerweise dort weitermachen, wo er z.B. 20 Minuten vor
seinem Tode aufhörte. Dem auferstandenen Menschen stehen viele
Möglichkeiten offen, in einer vollkommen anderer Umgebung, mit
einem neuen Körper, mit einem neuen Gehirn. Der Omegapunkt als
"Masterprogramm" könnte auch laufend mit dem
Auferstandenen (Emulation) sprechen, ihn belehren. Aber auch die
Gesetze der Umgebungswelt könnten extra für den Auferstandenen
optimiert worden sein. (etwa kein zweiter Tod, zumindest kein
zweiter Holocaust).
Simulierter, verbesserter,
unvergänglicher Körper : GEISTLEIB (Paulus)
Er besteht aus dem Stoff, aus dem jetzt der menschliche Geist
besteht. (Aristoteles : Form ineiner Form)
Tipler nennt folgende Aussage von Paulus physikalisch exakt:
"So ist es
auch mit der Auferstehung der Toden. Was gesät wird, ist
verweslich, was auferweckt wird, unverweslich. Was gesät wird,
ist armselig, was auferweckt wird, herrlich. Gesät wird ein
irdischer Leib, auferweckt ein überirdischer Leib. Wenn es einen
irdischen Leib gibt, gibt es auch einen überirdischen"
(1 Kor 15,42-44)
Unser gegenwärtiger Körper kann auf keinen Fall die extreme
Hitze in der Nähe der Endsingularität, Endkollaps überleben...
oder mit Paulus
" ... Fleisch
und Blut können das Reich Gottes nicht erben" (1Kor 15,50)
Dennoch beinhaltet die
Emulation eine reale Auferstehung des Körpers. (Emulation ist ja
eine exakte Simulation, die von der Realität sich in nichts
unterscheidet, und vor allem diesen Unterschied auch selbst gar
nicht merken kann).
Übermenschliche Eigenschaften der wiedererweckten Körper:
Tipler erklärt hier den auferstandenen Christus in Lukas 24.
Sobald eine Emulation perfektioniert wäre, würde sie dauerhaft aufgezeichnet werden und mit in die Ewigkeit des Omegapunktes hinein übernommen werden. Diese zweite Stufe der Auferstehung bringt erst das Einssein mit Gott.
Warum Auferstehung und Perfektionierung?
1) Es ist Sache des Omegapunktes,
dies zu entscheiden, denn nur das Hauptprogramm kann eine
Emulation ändern.
2) Überleben kurz vor dem Endkollaps setzt Zusammenarbeit
voraus, was mit Altruismus Hand in Hand geht.
BECKER 1992 Nobelpreis für Wirtschaft:
Optimale Strategie im Verhalten gegenüber anderen ist der "billige" Altruismus.(Behandle jeden so, wie auch du von ihm behandelt werden willst.) Nutzfunktion für alle wird dadurch maximiert.
Damit wäre eine Tilgung der Emulationen aus dem Hauptspeicher ein Widerspruch zuroptimalen Überlebensstrategie nahe dem Endkollaps.
BECKER: "Person A liebt
B" = selbstlose Liebe (agape)
Umgekehrt
folgert Tipler nun daraus: Alle Menschen werden zum ewigen Leben
erweckt, weil Gott uns liebt.
Begründung für die Auferstehung ist also die agape Gottes.
Die physikalische Theorie Tipler
liefert dieselbe Aussage wie die jüdisch-christlich-islamische
Tradition.
In früheren Real-Theorien war allein die Seele unsterblich
(griechische Tradition) und die Liebe Gottes war eigentlich ein
unwichtiger Nebenumstand. (Korinther 13!!!)
Tipler nennt seine Theorie als die erste Erlösungstheorie (Heilslehre), die durch den Verstand und nicht durch den Glauben begründet ist.
Interessant ist für mich vor allem die Unterscheidung von zwei Arten des Lebens nach dem Tode, die auch Tipler folgert: Messianische Zeit und die kommende Welt. Tipler beschreibt die messianische Welt als unserer sehr ähnliche Welt, allerdings ohne ihre Schattenseiten. Am Ende haben die Emulationen (Wiedererstandenen) die Wahl in die kommende, ewige Welt einzugehen. Tipler nennt die erste Zeit nach dem Tod einen Kindergarten für das Leben in der Letzten Welt, rechnet vor wie optimale sexuelle Befriedigung dort möglich sein wird. Der Omegapunkt könnte mit Leichtigkeit für jede Person die schönste Frau der Welt organisieren, und sogar für jede Person ein eigenes Universum erstellen. (siehe Rechentechnik oben).
Das Paradies wurde bislang in seinen Möglichkeiten eher unterschätzt. Da geht es uns Christen sehr ähnlich. Wir unterschätzen die Herrlichkeit des Paradises. Dies betont ganz stark der Islam!
Meinem Gefühl nach fehlt aber bei Tipler : das Gericht und Jesus als Mittler. Wie das in eine so optimistische Theorie eingebaut werden könnte ist mir noch nicht ganz klar. Aber ich fühle, daß da einiges Wesentliches fehlt. Ebenso sind für mich doch gravierende Lücken in der gesamten Beweisführung offen geblieben.
Ich folgere daraus: Tipler kann
seine Theorie nicht allgemeinverständlich beweisen!
Tipler entschuldigt sich für manche Unsicherheiten mit der
Tatsache, daß für Ihn die Physik der Zukunft und damit die
theologische Physik relativ neu ist. In weit größerem Maße
muß ich dies für meine fragmentarischen Darstellungen tun.
Würzburg, 22.10.1994 P.Krahmer
PS: ich glaube an meine körperliche Auferstehung, Tiplers
Theorie stärkt eigentlich nur meine Auffassung! Dies müßte
jeder Christ so erleben, der sein Glaubensbekenntnis, das er bei
jedem Gottesdienstbesuchs sogar laut von sich gibt, ernst nimmt.
Bilder von Schrödingers Katze und Tao Schriftzeichen aus
Fichtner, New-Age Fortbildungsscripte
Band1/2, Akademie für Lehrerfortbildung, Dillingen