wie vorgeschlagen:

die Australienseite

Tom hatte die großartige Idee für eine Seite über Australien, mit Geschichten und Bildern über das Land, eben solche Information, wie sie für Europäer interessant sein könnte. Ich erinnere mich natürlich noch gut an meine eigene Faszination mit dem 5. Kontinent - weswegen ich ja auch Australier geworden bin. Und seither habe ich von meinen europäischen Freunden auch immer wieder viele Fragen über unser Land bekommen, so daß eine Seite über Australien geradezu logisch ist.

Einmal gleich vorweg: mir gefällt Australien. Für mich ist es das beste Land der Erde - sonst würde ich ja auch nicht hier leben.

Bedeutet das, daß in Australien alles ideal, alles so viel besser als in Europa ist? Natürlich nicht! Wie auch jedes andere Land zeigt Australien Seiten, die mehr oder weniger angenehm und akzeptabel sind.

Etwas, was europäische Einwanderer immer wieder sagen, ist, daß ihnen hier die Farbe grün fehlt! Das klingt vielleicht etwas seltsam, und man muß schon eine Weile hier leben, ehe einem das richtig auffällt, aber Australien ist eben ein sehr braunes (oder rotes) Land.

Das ist natürlich hauptsächlich im Landesinneren so, mit der Küste viel grüner. Tasmanien, Victoria und der Süden von Südaustralien sind schon eher mitteleuropäisch grün, und der Norden von Queensland, dem Northern Territory und Western Australia sind tropisch... aber dazwischen liegt ein rotbraunes Land.

Manchmal reise ich speziell ins Grüne um wieder etwas von dieser Farbe "aufzutanken". Ich glaube, ich werde nie die Farben meiner Kindheit vergessen können.

  Das zweite was mir hier manchmal fehlt ist ein Gefühl der Tradition. Australien ist ein sehr junges Land - nichts ist mehr als 200 Jahre alt (und fast nichts ist noch aus den Anfangsjahren der Kolonie übrig).

Natürlich ist die Kultur der Eingeborenen Jahrtausende alt, aber davon gibt es nur sehr, sehr wenig (und nicht etwa weil es von den Siedlern zerstört worden ist, sonder weil es nie viel davon gab).

Als Europäer fehlt mir manchmal das Gefühl auf einer Straße zu gehen, die noch aus der Römerzeit stammt, oder Gebäude zu sehen, die schon viele Jahrhunderte alt sind.

Politisch ist Australien ein sehr stabiles Land, mit einem Zweiparteinesystem, das normalerweise ganz gut funktioniert. Im Augenblick gibt es etwas politische Unzufriedenheit, weil wir eine Palamentarierin (Pauline Hanson) haben, die die dümmeren Elemente der Bevölkerung mit simplistischen Slogen aufwiegelt. Die Parteien wollen nichts mit ihr zu tun haben, aber es gibt natürlich immer genug Dumme, um auch so jemanden ins Parlament zu bringen. Obwohl sie da zwar keine Macht hat, gibt es ihr jedoch ein Forum von wo aus sie predigen kann.

Ihre Argumente sind, z.B., daß es zur Zeit so-und-so viele Arbeitslose gibt, und daß es "natürlich" so viel weniger Arbeitslose gäbe, wenn man keine Einwanderer ins Land ließe. Also ist Arbeitslosigkeit die Schuld der Einwanderer (die Statistiken sind natürlich vollkommen falsch interpretiert - mehr Einwanderer würde eigentlich weniger Arbeitslosigkeit bedeuten, denn neue Einwanderer brauchen Häuser, Autos, Kleidung, usw, was alles viel mehr Arbeit schafft als von der Einwandererfamilie geleistet werden kann).

Ein Problem dieser Übersimplifizierung ist, daß die Einwanderer die also solche identifizierbar sind, die Asiaten sind - es ist leichter für weiße Einwanderer in der Allgemeinbevölkerung "unterzutauchen". Deswegen richtet sich viel von Hansons Rhetorik gegen Asiaten. Das, im Kombination mit ihrer seltsamen Interpretation von Statistiken (z.B. hat sie ausgearbeitet, wann es in Australien mehr Asiaten als Weiße geben wird - so a la Statistiken die beweisen, daß es in so-und-so vielen Jahren mehr Einwohner in Liechtenstein als in Deutschland geben wird...) hat leider zu etwas mehr Rassissmus als vorher geführt, was bis jetzt hier fast unbekannt war (außer von Seiten einiger sehr kleinen neonazistischen Organisationen). Glücklicherweise ist der größte Teil der Bevölkerung sehr tolerant, und Rassissmus allgemein ist relativ unbekannt.

Politisch schwieriger ist die Situation mit den Eingeborenen. Theoretischerweise haben natürlich alle Einwohner Australiens die gleichen Rechte, aber es kann nicht angezweifelt werden, daß es den Eingeborenen relativ sehr viel schlechter geht. Wessen Schuld das ist ist schwer zu sagen - ob es wirklich Diskrimination ist, oder ob die Eingeborenen kulturell so anders sind, daß sie nicht richtig mit unseren Gesetzen zurecht kommen, ist kaum zu klären.

Gleichzeitig hilft es nicht, daß Australien von außen (darunter auch von Deutschen, die die Sachlage nicht verstehen) unter Druck kommt. Wenn Statistiken zeigen, daß die Kindersterblichkeit unter den Eingeborenen sehr viel höher ist als in der Restbevölkerung, dann hören wir, daß es "Rassenmord" ist.

Auf der anderen Seite, wenn eine Regierung versucht, die Hygiene der Eingeborenen zu regeln, um die Kindersterblichkeit zu verringern, dann wird sie des "Kulturmordes" angeklagt. Also wenn man eingreift ist es falsch, und wenn man nicht eingreift, dann ist es auch falsch.

Das bringt natürlich "Resentment" in der weißen Bevölkerung. Wenn man dann dazurechnet, daß die Eingeborenen nicht nur die Rechte aller besitzen, sondern auch Rechte, die anderen vorenthalten sind, dann ist es schon verständlich, daß es manchmal dazu führt, daß sich die weiße Bevölkerung als Opfer einer "Apartheit" fühlt.

Zum Beispiel haben die Eingeborenen das Recht, Land absolut zu besitzen - es kann also nicht enteignet werden (ein Recht das nicht-Eingeborene nicht besitzen). Eingeborene, obwohl um die 2% der Bevölkerung (also etwa 400 000 Menschen, was alle Mischlinge beinhaltet, die unter dem Gesetz als Eingeborene anerkannt werden), besitzen angeblich über 40% des Landes (obwohl viel davon nicht viel Wert ist). Jetzt aber beanspruchen Eingeborene fast jedesmal jegliches Land, das bebaut oder sonst irgendwie kommerziell ausgenützt werden soll. Sie sagen, daß es ihnen aus religiösen Gründen wichtig ist, aber viele der Restbevölkerung fragen sich, warum scheinbar eine Religiosität immer dann entdeckt wird, wenn jemand etwas mit einem Stück Land anfangen wird.

Zur Zeit besteht ein großer Streit darüber, daß Farmland gleichzeitig von Siedlern und Eingeborenen gebraucht werden darf - eine etwas seltsame Interpretation der Gesetze, das sogar den Bundesgerichtshof verwirrt hat.

Weiterhin können Eingeborene scheinbar für alles erdenkliche Geld bekommen... nicht nur Milliarden Schadensersatz für den Raub ihres Landes vor 200 Jahren, sondern auch Unterstützungsgelder, die anderen vorenthalten sind, Unterstützung für Schüler und Studenten, usw.

Unglücklicherweise bringt solche Ungleicheichheit nur Ärger. Es ist vollkommen klar, daß Australien in der Zukunft Gleichberechtigung für alle schaffen muß. Wie man das tun kann, besonders wenn wann bedenkt, wie schlecht es vielen Eingeborenen (trotz gesetzlicher Bevorzugung auf verschiedenen Gebieten) geht, ist eine sehr schwierige Frage.

Was auch für Europäer etwas schwer verständlich ist, ist daß Australien andere Dimensionen hat als man in Europa kennt. Ob es eine Bahnlinie ist, die tausende Kilometer schnurgerade läuft, oder ob es 1000 km bis zur nächsten Großstadt sind, man denkt in anderen Größenmaßen hier.

Ein Grund dafür ist die hohe Urbanisierung - obwohl wir nur etwa 20 Millionen Einwohner im ganzen Kontinent haben, leben doch über 80% in Großstädten - Sydney, so um die 4 Millionen Einwohner, Melbourne etwa 3,5 Millionen, Brisbane, Perth und Adelaide je etwa 1 Million, usw.

Das alleine schon erklärt die großen Distanzen zwischen den Städten. Wenn man dann noch die Gesamtgröße des Landes (über 7000000 Quadratkilometer) bedenkt, kann man wohl verstehen, warum es uns nichts ausmacht, mal schnell 600 km zur nächsten Stadt zu fahren...

Australien ist ein ausgesprochen schönes Land, mit schönen Gebirgen (sogar mit großartigen Skigebieten), großen Farmebenen, usw.

Besonders schön ist das Küstengebiet... die Strände laufen für tausende von Kilometern run um den Kontinent mit weißem Sand und klarem Wasser.

Sydney hat einen der schönsten Häfen der Welt, und fast alle anderen Großstädte sind an besonders schönen Küsten gegründet worden.

Das australische Tierleben ist für Europäer (und andere Touristen, besonders Japaner) immer besonders faszinierend.

Einige unserer Tierarten sind natürlich sonst nirgends zu finden. Andere sind zwar nicht so ungewöhnlich, aber besonders unsere Meerestiere sind hier noch sehr viel besser zu beobachten als sonstwo, weil das Wasser noch einigermaßen klar ist.

Besonders unverständlich für viele unserer deutschen Besucher ist unsere Faszination mit Cricket.

Cricket muß man verstehen, um es genießen zu können. Es ist ein Strategiespiel wobei athletisches Können nur ein Teil ist.

Es geht darum, so viele Runs wie möglich zu bekommen. Ein Ball wird geworfen, der Spieler schlägt ihn so weit wie möglich weg, und kann dann Runs machen (zwischen den "Wickets" rennen), bis der Ball von einem Fielder zurückgeworfen wird. Wenn ein Spieler außerhalb seiner Sicherheitszone ist, wenn einer der Stumps (am Ende der Wickets) umgeworfen ist, dann ist er raus.

Die Strategie liegt darin:

Der Spieler muß den Ball so wegschlagen, daß er so weit wie möglich geht (bis zum Zaun ist 4 Runs, über den Zaun ist 6). Er muß ihn also so schlagen, daß er nicht von einem der Fielder gefangen wird (oder der Spieler ist raus), und daß er so weit wie möglich von den 11 Fieldern weg ist, damit der Spieler so viele Runs wie möglich machen kann. Das ist ganz schön schwierig.

Die Werfer versuchen den Ball so zu werfen, daß der Spieler ihn nicht weit weg schlagen kann und damit der Spieler den Schlag nicht richtig kontrollieren kann. Das kann man in verschiedener Weise erreichen: indem der Ball langsam, aber sich drehend gewotrfen wird (schwer für den Spieler, den Flug des Balles dann in den Schlag einzukalkulieren), oder schnell (bis zu 160 km/h), damit der Spieler nicht genug Zeit hat, richtig zu reagieren (oder verschiedene Kombinationen dieser Methoden).

Die Fielder müssen schnell und athletisch sein, um Bälle fangen zu können, oder wenigstens so schnell wie möglich zu den Bällen zu kommen, um sie zurückzuwerfen. Der Captain muß sein Team richtig plazieren.

Das Team muß so ausgesucht werden, daß alle als Spieler fungieren können, daß es dann Spezialwerfer gibt, und daß alle gut als Fielder sind.

Das ist nur so in sehr großen Zügen worum es sich handelt. Wenn man die Strategien beider Seiten beobachten kann, dann ist das wirklich ein ausgesprochen faszinierendes Spiel.

(Fortsetzung folgt - wahrscheinlich... ist 'ne frage der notwendigen Zeit

es gibt viele Themen die noch nicht behandelt worden sind, z.B. Einwanderung, falls dafür Interesse besteht)