Grönemeyer besser als Covers und Persiflagen
Bremen
Flugzeuge im Bauch Ollie P. hat sich leider an dem Stück versucht. Und Xavier Naidoo.
Na ja. Beide Cover-Versionen erreichen nicht annähernd die Intensität wie Herbert
Grönemeyer.
Am Wochenende hatten tausende von jüngeren Besuchern die Chance zu erfahren, dass nur
Grönemeyer Applaus für seine Ballade verdient. So wie bei den Bremer Hard Pop Days.
Gut besser Grönemeyer: So könnte das Motto der Hard Pop Days am Unisee, die
irreführenderweise an lediglich einem Tag stattfinden, lauten.
Der vom Schicksal schwer gebeutelte Grönemeyer (Frau und Bruder starben vor wenigen
Monaten) trat zwar zum Ende des Festivals auf, machte den anderen Mitwirkenden aber
dennoch was vor. Und zwar nicht nach dem Motto Schneller und lauter, sondern Besser und
facettenreicher. Eine tolle Band, Hit an Hit, Rock und Gänsehaut-Balladen, Kritisches und
Besinnliches, das Aufnehmen von Einflüssen aus DrumsnBass und Ambient, den Einklang von
Text und Musik wie beim Anti-Skinhead-Song Die Härte Grönemeyer in Bestform. Manche
machen sich ja gern über den Sänger und Schauspieler lustig, wie etwa der Kabarettist
Ingo Appelt selbst seine Persiflage übertrifft Grönemeyer noch . . . Mehr als
zehntausend Fans waren am Abend eines sonnigen Sommertages begeistert von dem ehemaligen
Bochumer. Und das, obwohl er sich ein wenig über das Bremer Publikum lustig machte: . . .
mit seinem Doppelpass macht der VfL den SV Werder nass . . . Er konnte es sich erlauben
anscheinend hat Grönemeyer überall ein Heimspiel.
Vor dem König unter den deutschen Textern hatte Xavier Naidoo versucht, eine ähnliche
Stimmung zu erzeugen. Doch der Shooting-Star der deutschen Pop-Szene (Nicht von dieser
Welt) präsentierte sich schlapp ganz wie seine Kopfbedeckung, ein Schlapphut, mit dem er
jedem Pauschal-Touristen alle Ehre gemacht hätte. Gemessen an seinen musikalischen und
vor allem stimmlichen Möglichkeiten ein blasser Auftritt des Mannheimer Soulstars, der
kürzlich erst den Musikpreis Comet erhalten hatte. Zu viel gefeiert?
Belanglose Cardigans
Noch farbloser war das Gastspiel der Cardigans, die ohne großes Tam-Tam ihr Repertoire
abspulten. Kategorie Belangloses (Loosing My Mind) am Spätnachmittag. Nina, die blonde
Frontfrau der Schweden, hätte sich Heather Nova zum Vorbild nehmen sollen: die ebenfalls
blonde, von den Bermudas stammende Singer/Songwriterin verzückte mit ihrer Stimme, die
scheinbar mühelos Höhen erreicht, die für andere schlicht und einfach unerreichbar sind
und für auch bleiben werden. Maybe An Angel nicht nur einer ihrer größten Hits. Wenn
man sie sieht, könnte man es auch von ihr denken.
Eine ganz andere Kategorie Musik präsentierten die H-Blockx: der Band aus Münster
gebührte ohne Zweifel das Attribut schneller, härter, lauter die Westfalen konnten für
sich reklamieren, die Menge in Bewegung (Move) versetzt zu haben. Sie machten gleich auch
ein wenig Reklame nicht nur für sich, sondern auch für den neuen Film Bang, Boom, Bang
für die Musik waren sie verantwortlich. Aufbauen konnten die H-Blockx auf der Vorarbeit
eines Briefträgers:
Beim King ging auch schon einigermaßen gut die Post ab. Come As You Are das bekannteste
Stück des Iren erinnert gleich an zwei Legenden des RocknRoll, eben an Elvis Presley und
an den damaligen Nirvana-Sänger Curt Cobain. Mit bürgerlichem Namen heißt der King zwar
James Brown, aber mit dem Grandfather of Soul verbindet ihn nichts.
Sterne zu Beginn und am Ende
Weil sie schon so früh gegen halb eins mittags auf die Bühne mussten, hatten zuvor die Cultured Pearls einen recht schweren Stand obwohl die Soul-Pop-Band aus Hannover einige Perlen im Programm hatten, wie etwa Tic Toc. Eröffnet hatten das Konzert die Bands Alternative Allstars sowie die Sterne.
Doch für den richtigen Glanz sorgte erst Herbert Grönemeyer spät am Abend, als der Vollmond passend zu einem seiner vielen Hits und die Sterne am Himmel standen.
31.08.1999
Danke an Heiko