The Oppressed

"Fuck it all, god bless Cardiff!"

Lange haben wir auf das Interview gewartet. Erstmals wandten wir uns im Jahre 1996 an Roddy Moreno und schickten ihm ein Briefinterview. Vor einigen Wochen starteten wir etwas frustriert einen erneuten Versuch. Diesmal per Fax und nicht mal einen Monat später konnten wir folgende Zeilen in Händen halten. Roddys Antworten sind manchmal zwar etwas kurz ausgefallen, aber das ist eher nebensächlich. Gehört doch Roddy Moreno mit zu den Menschen in der Skinheadszene, die nicht nur etwas zu sagen haben und die einen klaren Standpunkt gegen Rassismus nicht nur in der Szene einnehmen, sondern er gehört mit zu den Menschen in der Szene, vor denen ich ehrlich gesagt eine Menge Respekt habe und diesen möchte ich ihm mit dem folgenden Interview auch zollen. Stay SHARP, let' s go!

RT steht für Revolution Times, RM fü Roddy Moreno

RT: The Oppressed waren ein Symbol für den Widerstand gegen Faschismus in der Szene und stand für den wirklichen Skinhead Spirit. Warum habt ihr mit The Oppressed aufgehört?

RM: Die Band existiert weiter, aber nur um Songs aufzunehmen. Wir nannten uns selbst CF3, weil wir uns gelangweilt haben ständig die alten Sachen zu spielen und dachten, daß es falsch wäre als Oppressed weiterzuspielen und die alten Sachen zu spielen. Wie es kommen sollte, haben wir nie als CF3 gespielt, weil Adrian (mein Bruder/ Drummer) hat die Band verlassen und wir entschlossen uns nicht mehr live zu spielen.

RT: Was bedeutet der Name Eurer neuen Band "CF 3"? Wo denkst du sind die Unterschiede zwischen CF3 und The Oppressed (auch musikalisch)?

RM: CF3 ist ein Postcode für Llanrumney, den Stadtteil in Cardiff, wo ich geboren und aufgewachsen bin. Wenn wir als CF3 gespielt hätten, wäre es die selbe Band wie Oppressed gewesen, nur mit mehr neuen Songs und weniger alten Sachen.

RT: Ich habe davon gehört, daß ihr die Chance hattet auf dem Kontinent zu spielen. Warum hat Euer Gig nicht geklappt?

RM: Wir hatten vor in Österreich zu spielen, aber weil Adrian uns verlassen hat, mußten wir den Gig absagen.

RT: Auf deinem Label Oi!Records hast du das erste und beste Album der Blaggers "On yer toez" herausgebracht. Wie war deine Beziehung zu ihnen? Hast du auch heute noch Kontakt zu ihnen und was denkst du über ihre heutigen Aktivitäten?

RM: Matty schickte mir 1984/85 ein Tape seiner ersten Band "Complete Control". Ich fand sie gut, so daß sie nach Cardiff kamen, um ihr einziges Album "Bricks, Blood 'n' Guts" aufzunehmen (Oi! Records OI-001), welches ich produziert habe. Dann trennten sie sich. Matty ging nach London und gründete The Blaggers. Er kam zu mir mit ihrer ersten Veröffentlichung ("On yer toez"). Als wir vor einiger Zeit für AFA London spielten, waren es die Blaggers ITA, welche uns mit der Ausrüstung halfen. Aber davon abgesehen habe ich sie seit Jahren nicht gesehen.

RT: Welche Unterschiede zwischen 1969 und 1998 siehst du?

RM: Der einzige Unterschied zwischen damals und heute ist Oi!. Wirkliche Skinheads haben die wirklichen Werte der Freundschaft beibehalten und Einheit wie immer - es ist einfach Arbeiterklassenstolz und stolz zu sein. Aber nun haben wir Oi!, welcher uns eine weitere Stimme gibt.

RT: Wie sieht die Szene heute in Britannien aus? Sind heute auch noch Skinheadmobs beim Fußball, gibt es immer noch Gangs, Zines, gute Konzerte, etc.?

RM: Britannien ist heute total am Arsch. Keine Gigs, keine Skins beim Fußball. Britannien ist wirklich der schlechteste Platz für Skinheads, den es geben kann. Britannien ist ein verdammt unnützer Platz für alle Dinge. Scheiß auf Britannien! Scheiß auf die Queen! Scheiß auf all das, Gott schütze Cardiff!

RT: Viele Leute in der Szene finden es nicht O.K., daß Ihr AFA unterstützt. Sie mögen auch SHARP nicht. Was denkst du von solchen Leuten? Was denkst du sind die Sachen, welche die Szene SHARP zu verdanken hat?

RM: Die einzigen Leute, die sich über SHARP/AFA, etc. beschweren, sind a) Naziwixer, die Angst haben, weil wir sie als die Feiglinge entlarven, die sie sind. Und b) "Unpolitische", die Angst haben ihre Stiefel zu benutzen weil sie ein ängstlicher Scheißhaufen sind und Angst vor den Nazis haben. Ich betrachte beide - Nazis und "Unpolitische" - als Wixer, die kein Recht darauf haben sich Skinheads zu nennen. "If you ain' t got the bottle to stand by your roots, maybe it' s time to hang up your boots."

RT: Welche Pläne habt ihr für die Zukunft (mit eurer Band CF3)?

RM: Unser einziger Plan ist es weiter Sachen als The Oppressed aufzunehmen und den Kampf fortzuführen gegen den Abschaum in unserer Kultur.

RT: Du bist seit langer Zeit ohne Arbeit. Auch ich war für einige Zeit arbeitslos. Einige meinen, daß man Skinhead sein könne, wenn man ohne Arbeit wäre. Was denkst du über solchen geistigen Dünnsinn?

RM: Leute, die denken, man müsse ständig Arbeit haben, um ein Skinhead sein zu können, sind wirklich blöd. Weil wir der Arbeiterklasse angehören, sind wir stets die ersten, welche in der Rezession ihre Arbeit verlieren. Der Arbeiterklasse anzugehören, heißt ganz unten in der Gesellschaft zu stehen, d.h. Handarbeiter, Maurer, Straßenfeger, Maler, Arbeitslose, etc.

RT: Wie ist die soziale Situation der Bandmitglieder (wer aus der Band hat Arbeit und was für welche)?

RM: Die Band besteht/bestand aus einem Bergarbeiter, einem Postboten, einem Drucker, einem Taxifahrer, gewöhnlichen Arbeitern und Arbeitslosen.

RT: Ihr kommt aus Cardiff. Kennt ihr die Wixer von Celtic Warrior? Diese verdammten Boneheads hetzten gegen euch in einigen Nazifanzines. Was fällt dir zu diesen Gestalten ein und wie sieht' s mit Boneheads bei euch aus?

RM: Das sind alles Wixer, Feiglinge, Arschlöcher, Kinderschänder, Fürze. Wie alle Nazis sind sie ganz und gar ängstliche Leute.

RT: Was weißt du über die "Hammerskins" in Britannien?

RM: Sie bedeuten mir nichts!

RT: Erzähl mal etwas mehr über euren Gig mit Stage Bottles in London, worüber wir im Skin Up und Fighting Talk gelesen haben. Wo waren die Wixer der verdammten C 18?

RM: Wir können das Benefizkonzert für AFA in London als eines unserer besten bezeichnen. Die Atmosphäre war wie 1981. Skins, Punks und Herberts hatten einfach nur Spaß. Und die Faschisten blieben weg, weil, wie ich schon vorher sagte, sie Feiglinge sind.

RT: Was bedeutet SKINHEAD für dich? Gibt es da eine andere Gewichtung nach all den Jahren?

RM: Es gibt nicht die Bedeutung, aber für mich ist es ein Ausdruck von Stolz auf die Arbeiterklasse. Die Kleidung der Arbeiterklasse - Jeans, Stiefel, etc. Die Musik der Arbeiterklasse - Ska, Soul, Oi! Die Einstellung der Arbeiterklasse - Scheiß auf die Reichen!

RT: Was bedeutet für dich der gute alte Slogan der Blaggers "Fight for your class - not for your country!"?

RM: Genau das, was er besagt.

RT: Für viele ist Skinhead ihr Ding solange sie jung sind, aber sobald sie älter werden verlassen sie die Szene. Nun bist du seit 27 Jahren in der Szene und du bist immer noch einer von uns. Was hat sich geändert, was sind die Gründe für dich all die Zeit bis zum heutigen Tage dem Skinheadkult treu zu bleiben und deinen Way of Life zu leben (und nicht nur davon zu reden wie viele Jüngere)?

RM: Von 1969 bis 1974/75 war ich Skinhead/ Suedehead/ Bootboy. Von 1974/75 bis1976 war ich kläglich wie Scheiße, mit ausgebeulten Hosen, langem Haar, großen Schuhen und Disco (eine verdammt armselige Zeit). Von 1976-1980 war ich Punk mit schwarz-weißem Haar. Von 1980 bis 1981 war ich im Knast. Von 1981 bis heute bin ich wieder Skinhead. Und ich bin immer noch ein Skin, weil es zu mir paßt.

RT: Letzte Worte, Grüße,...?

RM: Cheers! "Fuck Fascism Before It Fucks You!"

(aus Revolution Times # 9)

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