Literatur macht Angst
Am U-Bahnausgang-Haltestelle Universitaet-als die Flieder sich entblaeterte,
sah ich Costi, wie er mit gewölbter Brust vorwaertskam,
wie ein Truthahn, der mehr vom Leben erwartet
(heute, als ich dem Cosmin Gedichte vorlas, begriff ich,
dass Literatur Angst machen kann,
nicht Literatur, sondern
das Schreiben)
ich spazierte vor dem Gebäude, in dem das Rote der Sozial-Demokraten und das Gelbe der Liberalen sich so gut verständigen,
und zwei Schritte entfernt pfiff das Nationaltheater
immer wenn davor eine Frau glitt,
wie jeder Provinzler kann ich nicht die U-Bahn begreifen,
aber ich stieg mutig in ihre Grube aus,
um die Lyrik zu retten,
mit der Scheu eines berühmten Schauspielers, der fuehlt,
dass die Buehne weit weg hinter dem Menschensehen ist,
ich war total entschieden zu retten, was es noch zu retten gab,
und meine Euridike fand ich nicht in der Schattenmenge
mit Spritzen in Venen,
am Nationaltheater mied ich sorgfältig Medeea
und ihre Soligen-Messer,
mit denen sie am Ende ihre Gedanken umbrachte,
ich ging durch die heisse Luft und sah
wie ein kaltes Tier aufstand,
als der Kritiker Costi zwei Schritte von mir entfernt
gewaltig dahinging,
er suchte das Goldene Vlies,
und hinter ihm Gedanken mit Messern in Ruecken |