Mission Control ... We Had a Lift-Off

 Osterferien 1997 - Florida zwischen Ocala National Forest und Space Port USA

Im Unterschied zu den Vorjahren haben wir unsere Expeditionen in diesem Jahr in zwei Abschnitten unternommen. Westen und Norden hatten wir in den vergangenen Sommern heimgesucht, so blieb für dieses Jahr der Süden zu erforschen. Der Osten hat in diesem Teil des Landes (Ostküste) zu wenig Substanz für eine ausgiebige Expedition, so dass wir ihn übergingen. Für die Frühlingsferien, die die Deutsche Schule Washington im Unterschied zu ihren amerikanischen Pendants gewährt, hatten wir die Erforschung Floridas vorgemerkt. Das war aus unterschiedlichen Gründen naheliegend; zum einen ist es dort Anfang April schon ausreichend warm, um uns ohne besondere Härten zelten zu lassen, zum anderen sind Klima und Mücken im Frühjahr wirklich freundlich, ohne die tropischen Regen- und Moskitoschauer, die den Sommer in Florida für viele unerträglich machen. Ein glücklicher Zufall war, dass der Start der Raumfähre Columbia in die Zeit unseres Floridabesuches fiel. Dieses Spektakel durften wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

Auf dem Weg in den Süden machten wir Zwischenstop in Atlanta, Georgia. Den olympischen Sportstätten wichen wir weit aus, um möglichst ohne Staus und Touristen ein Kayak in einem der Vororte Atlantas abzuholen. Angespornt durch Christophs Beispiel hatte sich nun auch Michael entschlossen, eigene Wege auf dem Wasser zu gehen. Durch Recherchen im Internet konnten wir ein Boot passend für seine Größe und Brieftasche in Atlanta lokalisieren. So verzurrten wir dann am Nachmittag unseres zweiten Ferientages ein drittes Boot auf dem Dach unseres Autos, ein Vorgang, den wir bereits im letzten Jahr vorausgeahnt hatten, wie sich der geneigte Leser unserer Tagebücher gewiss errinnern wird.

Apropos Auto. Zu unser aller Freude hatte sich die Marke und Statur unseres fahrbaren Untersatzes in der Zwischenzeit sehr zum Positiven verändert. Da der alte Dodge Colt Vista zunehmend an Altersschwäche litt und nur noch mit viel List und Überzeugungskraft zum Laufen zu bringen war, und außerdem der Abgastest anstand, den er garantiert nicht überlebt hätte, hatten wir uns auf die Suche nach einem neuen (alten) Auto gemacht. Irgend etwas in der Richtung Minivan wäre nicht schlecht gewesen. Leider war in der fraglichen Zeit nichts im Angebot, das sowohl unseren Geschmack als auch unsere Liquidität nicht überfordert hätte. So begannen wir, auch Kombis (hier aus unerfindlichen Gründen "Station Wagon" genannt) ins Auge zu fassen. Eines schönen Nachmittags waren wir unterwegs, uns ein Auto anzuschauen, das mit einer nichtssagenden Anzeige als "Subaru,1990,white,S/W" inseriert war. Als wir es sahen, war es Sympathie auf den ersten Blick. Es hatte einfach alles, was wir uns schon immer gewünscht hatten: Allradantrieb, Niveauregelung, Kopfstützen auf allen Sitzen, Schiebedach, Klima und sogar eine Alarmanlage, die mich seither schon mehr als einmal erschreckt hat. Nachdem wir uns nach einigem Hin und Her und dem üblichen Papierkram in den Besitz dieses Prachtstückes gebracht hatten, montierten wir einen gewaltigen Dachgepäckträger, der mit unseren drei Booten fertig werden konnte.

Am Abend des zweiten Tages erreichten wir endlich Florida und übernachteten am Rande des Städtchens Jacksonville. Der nächste Morgen sah uns schon bald auf dem Wege in den Ocala National Forest. Dieser relativ große Park hebt sich mit seiner Wildnis angenehm von der ansonsten sehr "entwickelten" Landschaft Floridas ab. Gegen Mittag erreichten wir Juniper Springs Campground und schlugen zwischen kleinen und etwas größeren Palmen unser Zelt auf. In der ansonsten sehr sumpfigen Landschaft Floridas mit dem typischen, fast schwarzen Wasser ihrer Teiche heben sich die eigenartigen Süßwasserquellen mit den aus ihnen entspringenden klaren Bächen deutlich hervor.

Kayaking in Juniper Springs

Juniper Springs machte hier insofern eine Ausnahme, als dass man dem entspringenden Bach für etwa 7 Meilen mit Kanu bzw. Kayak folgen konnte. Bevor sich der dann schon recht stattliche Fluss in der Wildnis Floridas verlor, erlaubte eine kreuzende Straße den einfachen Rücktransport der Boote. So machten wir uns denn am nächsten Morgen auf, die tropische Wildnis aus der Froschperspektive zu erkunden.

Zunächst war das Flüsschen so eng, dass man Gefahr lief, in den Windungen steckenzubleiben. Diese Gefahr war für handliche Kayaks um etliche geringer als für das Kanu, das in seiner Handlichkeit jedem Schulbus Konkurrenz machte. Durch mit Palmen überdachte, verschlungene Windungen folgten wir dem Verlauf des Baches, der schon bald zu bemerkenswertem Volumen anschwoll und uns recht geschwind forttrug.

 

 

 

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