in der Einsamkeit von Márisel

Zu dritt erforschen wir unser neues Feriendomizil

Fotos von: Sebastian und Kerstin Jacobi (März 2004)

basti-ro@gmx.de


 

In aller Frühe fuhr ich alleine nach Márisel los ...

Schon um 7.00 sollten wir zu dritt am Busbahnhof abfahren. Aber es kam alles anders. die Mädchen hatten noch bis1.30 mit Theo und Freunden gefeiert und ich saß alleine im ratternden Bus.Doch als ich nach knapp 2 Stunden ankam belohnte mich strahlender Sonnenschein. Es war zwar lausig kalt, aber das stellte ich erst fest, als ich 10 minuten später aus dem Dorfladen herauskam und merkte, dass ich meine Mütze und die Handschuhe im Bus liegengelassen hatte.

 

Unser Fluchtpunkt in der Bergeseinsamkeit ...

Zunächst also musste ich noch eine Viertelstunde mit schwerem Gepäck durch das Dorf irren, bis ich den Standort der Busse fand und von dem freundlichen Busfahrer sogleich meine Sachen wiederbekam. Nachdem ich den steilen Aufstieg über der Brücke und den alten Fahrweg aus der Ku.K -Zeit zum Haus unserer Freunde in "Mondoci" oder auch beim Hause von "Badea Vasile" bewältigt hatte, machte ich dort eine kurze Rast und ließ den größten Teil des Gepäcks dort zurück. Nun machte der Weg erst richtig Freude. Das Wetter war ein Traum und ich genoß es in vollen Zügen, schon früh am Morgen da zu sein. Bald heizte die Sonne so kräftig, dass ich einen Teil meiner Kleider auszog und sie unter einem Baum am Waldrand zurückließ. Von der längst verfallenen Ruine eines Hauses unterhalb der "Veselie", wo auch noch 1 -2 alte Obstbäume stehen, zeigte sich dann unser Anwesen im Sonnenschein von seiner besten Seite.

 

"Das neue Haus"

Inmitten eines großen Obstgartens - jetzt am Ende des Winters sind die Obstbäume noch unscheinbar - kommt man zuerst an das neue Haus, das in Blockhausbauweise errichtet ist, aber leider mit Eternit gedeckt ist. Es steht seit Jahren unfertig da. Seit die alten Bauern wussten, dass ihre einzige Tochter nicht dort einziehen würde, haben sie nichts mehr daran getan. Das wird im Sommer unsere erste Arbeit sein: Fenster einsetzen, Wände mit Lehm verputzen, die Decke dicht machen, die Fugen im Eternitdach schließen, usw.

 

Das alte Bauernhaus

Von unten her kann man jetzt zwischen den kahlen Obstbäumen einen Blick auf das romantische alte Bauernhaus erhaschen, in dem die alten Robas seit ihrer Hochzeit gelebt haben. Als ich morgens ankam war alles verlassen, kein einziger menschlicher Fußabdruck war im spärlichen Schnee auf den Wegen zu sehen. Nur ein einsames Schwein etwas oberhalb, bei der Scheune des Nachbarn Fodor zeigte an, dass wenigstens dort jemand daheim sein musste. Da jedoch die Robas uns gebeten hatten, nicht mit den Nachbarn über den Verkauf zu sprechen, dachte ich, es sei wohl besser, erst im Tal beim Schwiegersohn nachzufragen, ob die Alten wohl dort den Winter verbracht hatten.

 

Blick auf Mondoci an der Wegbiegung. Im Hintergrund Muntele Mare

Also hieß es erneut absteigen, über die 4 kleinen Wildbäche hinweg. Der letzte Übergang ist schwierig geworden, im Herbst oder Winter hat das Wasser einen Teil des Weges mitgenommen. Jedes mal wenn man hinübergeht kann wieder etwas wegrutschen. Ich habe im Dorf nach langem Fragen und Suchen das Haus des Schwiegersohnes gefunden. Als endlich jemand aufmachte, stellte sich heraus, dass Robas und Hiristeas alle schon im Herbst ausgezogen waren. Aber Schlüssel für die Türen der beiden Häuser hatten sie keine hinterlassen...

 

Den Nachbarn begrüßen - Fodor Vasile und seine Frau

Da versuchte ich es dann bei unseren nächsten Nachbarn, den Fodors, in der Hoffnung, dass wenigstens dort ein Schlüssel für uns hinterlegt sein würde. Die Nachbarn waren anfangs etwas verunsichert, da sie nicht wußten, dass Robas ihr Haus und Anwesen verkauft hatten. Bald jedoch tauten sie auf und boten mir Feuerholz und Essen an. Doch ich musste mich sputen, inzwischen mussten die Mädchen schon fast in Rácátáu angekommen sein.

 

Die Schelte!

Wir trafen uns schon bei "Badea Vasile, auf halbem Wege ins Tal. Weit davon entfernt, mir für die ganzen Erkundungsgänge dankbar zu sein (die ich ihnen ja erspart hatte) warf Kerstin mir unbeirrt vor, ich habe sie versetzt, denn eigentlich sollte ich sie am Bus abholen.

 

Am nächsten Morgen wird das Haus künstlerisch verewigt

Morgens war ich schon lange wach, erkundete die Umgebung... Während ich das Frühstück machte, waren die Mädchen künstlerisch aktiv.

 

Wetterumschwung ...

Leider war über nacht das Wetter umgeschlagen. Während wir noch um Mitternacht kälteschlotternd aufwachten und man jeden Stern am Himmel sehen konnte, war es jetzt verhangen aber deutlich milder.

 

Die Hausquelle war immer noch etwas zugefroren

 

Vom Brunnen aus sieht man die Scheune und das neue Haus

 

Dem qualmenden Ofen wurde mit Lehm zu Leibe gerückt

Neben dem neuen Haus gab es genug steinigen Lehm. Mit wenig Wasser angerührt gab das eine Schmiere, mit der wenigstens ein Teil des Rauches im Ofen eingesperrt werden konnte. Es waren jedoch so viele Ritzen, dass das Übel gemildert aber nicht behoben werden konnte. Beim Anfeuern mussten wir dennoch immer wieder Türe und Fenster aufreißen, um nicht zu ersticken.

 

Die erste mámáligá

Dennoch ist es uns gelungen, mehrere Mahlzeiten, nicht zuletzt die traditionelle mámáligá darauf zu kochen.

 

Nach ein paar Tagen in Klausenburg wieder oben in Márisel

Zum zweiten mal oben in Márisel. Wieder gibt es recht schönes Wetter, doch dieses mal bin ich alleine. Die Mädchen haben es vorgezogen, in Klausenburg mit Theo und seinen Freunden ruhige und wärmere Tage zu verbringen. Entsprechend sieht es im "Junggesellenhaushalt" aus.

 

Der Hausgarten

Immer wieder sah es so aus, als wäre es möglich, ein paar erste Saaten in die Erde des Hausgartens zu bringen. Trotz warmer, sonniger Tage gab es aber immer wieder auch Frost und etwas Schnee, der im Laufe des Tages wieder wegschmolz. Die Nachbarin sagte mir auch, die meisten Aussaaten nehme man bei ihnen erst Anfang Juni vor. Dann bat ich sie, wenn es ihr möglich sei, ein paar aussaaten auch für uns mitzumachen, damit der Garten nicht ganz brach liegt und ließ ihr auch ein paar Saattüten dort.

 

Die Ruine des alten Hauses von Briciu Horia

 

Beim Frühstück

War es auch manchmal etwas einsam, so stand doch immer frische Milch von Fodors auf dem Tisch. Großes Erstaunen erntete ich, als ich dann die Nachbarn zum Mittagessen bei mir einlud, obwohl ich inzwischen ja alleine hauste. Sie waren von meinem einfachen Pasta - Essen mit Sauce aus dem Glas recht angetan. Ein paar Stunden später als ich Zäune richtete stand plötzlich der Bauer Fodor neben mir. Er strahlte wie ein Honigkuchenpferd und reichte mir ein paar von seiner Frau gemachte Pfannkuchen, die ich begeistert an Ort und Stelle verspeiste.

 

Tags darauf hieß es Abschied nehmen bis zum Sommer...

Ein Blick von der Rückseite des alten Hauses bis zur "Veselie" im rechten oberen Bildrand, wo nach Fodors unsere nächsten Nachbarn wohnen.

 

Zum Abschied noch ein letzter Blick auf das alte Bauernhäuschen.

Bilder Waldorfschule Cluj

Nach einem anstrengenden Marsch mit viel zu viel Gepäck kam ich schließlich im letzten Augenblick um 15 Uhr beim Bus in Rácátáu an. Nicht einmal auf die Unpünktlichkeit der Busse ist in Rumänien mehr Verlass! Meist fuhren die Busse pünktlich auf die Minute ab. Es folgten noch 2 aufreibende Tage in Klausenburg, in die viel mehr hineinpassen mußte als mir lieb war. So hatte ich am letzten Nachmittag noch eine Fahrt zu unseren Vorbesitzern, den Robas nach Ráscruci zu machen, um noch einige Formalitäten in Ordnung zu bringen. Die Bauern waren sehr nett und hilfsbereit, alles lief so ab, wie ich es mir nur wünschen konnte.

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