Karate

Diese Kampfkunst, bei der sämtliche Gliedmaßen des Körpers in Abwehr und Angriff eingesetzt werden, wurde von GICHIN FUNAKOSHI, einem Einwohner Okinawas, nach Japan gebracht und dort von den Japanern in den folgenden Jahrzehnten zur Blüte entwickelt. Karate ist eine hochpräzise Schlag- und Stoßkunst mit Armen und Beinen, die äußerste Selbstdisziplin verlangt und entwickelt, da beim Üben auch der stärkste Schlag oder Tritt Millimeter vor dem Körper des Partners gestoppt werden muss. Diese Kunst ist die härteste Selbstverteidigung; sie ist auch verhältnismäßig schnell zu erlernen, da die einzelnen Aktionen, physiologisch gesehen, nicht allzu kompliziert sind. Durch intensives Üben lassen sich die Bewegungsabläufe des Karate schnell und automatisieren, sie werden zu Reflexhandlungen, die uns im Ernstfall ein blitzartiges Reagieren unter Umgehung des Bewusstseins garantieren.

GESCHICHTE DES KARATE

Karate, so wie wir es heute kennen, hat sich unter chinesischem Einfluss im Laufe etlicher Jahrhunderte auf Okinawa entwickelt. Im ersten Viertel unseres Jahrhunderts fand diese Kampfkunst erstmals ihren Weg nach Japan. Ihr Ursprung liegt also keineswegs auf Okinawa. Durch den Kulturaustausch mit China kamen immer wieder Chinesen der Oberschicht nach Okinawa, die verschiedene Arten des Kung-Fu (japanisch: Kempo) dorthin brachten. Das geschah im Laufe der Zeit fragmentisch und ohne System.

DER WEG DES KARATE VON OKINAWA NACH JAPAN

FUNAKOSHI kam 1922 im Alter von 55 Jahren allein nach Japan, um Karate vorzustellen. Vorausgegangen war eine Karatevorführung auf Okinawa anlässlich des Besuchs des Kronprinzen in Naha. Daraufhin wurde FUNAKOSHI nach Japan eingeladen, wo die Kriegskünste sehr populär waren. In Tokio sollte in diesem Jahr eine große Schau der Leibeserziehung stattfinden, für die JIGORO KANO, der Begründer des modernen Judo, verantwortlich war. FUNAKOSHI wollte eigentlich nach dieser Vorführung des Karate wieder nach Okinawa zurück, blieb aber dann auf vielfältigen Wunsch in Japan, um Karate zu lehren. Unterstützt von KANO legte er (dem Vorbild des Judo folgend) den Wert mehr auf die richtige innere Einstellung, den Geist, im Sinne des Do. Angeregt durch seinen Erfolg, kamen bald noch andere Karatemeister von Okinawa nach Japan, um auch dort ihre Kunst zu verbreiten. Obwohl es für FUNAKOSHI nur ein Karate gab, war es unvermeidlich, dass die verschiedenen Karatemeister "ihr" Karate unter bestimmten Namen einführten, um ihre eigene Auffassung von Karate populär zu machen.

GEIST UND WILLE (Mizu no kokoro)

Der Geist soll ruhig sein wie die Oberfläche eines stillen Teiches. Ruhig und doch bereit, überall dort abzufließen, wo es gebraucht wird. Der Spiegel dieses ruhigen Wassers spiegelt auch alles, was in seiner Umgebung ist. Genauso erahnen wir die Absicht des Gegners, unser Geist ist so oft wie das Wasser und lässt uns unbewusst reagieren. Diese schelle und situationsentsprechende Reaktion ist nur dann möglich, wenn unser Geist nirgends >>klebt<<, absichtslos und unbewegt ist wie das ruhige Wasser. Was wir brauchen, ist die Ruhe und Absichtslosigkeit. Wenn unser Geist in einer Richtung fixiert ist, wenn er sich bewusst mit den Möglichkeiten, z.B. für einen Angriff, beschäftigt, kann es sein, dass man von einem gegnerischen Angriff, vollkommen überrascht wird, eben weil der Geist nicht bereit war, nicht unbelastet. Er war, um im Bild zu bleiben, >>bewegt<<. Wenn die Oberfläche des Teiches aber in Bewegung ist, kann er seine Umgebung nicht mehr spiegeln. Die schnelle (weil unbewusste) und sicherste Reaktion ist nur aus dieser Geisteshaltung heraus möglich. Wir könnten sie auch Gleichmut nennen. Zu diesem Gleichmut gelangen wir aber nur durch ausdauerndes Üben. Der Anfänger kommt nicht darum herum, die Techniken mit großer Ausdauer und Konzentration ganz bewusst zu üben. Der Meister beherrscht durch seine jahrelange Übung die Technik traumhaft sicher. Sein Geist ist frei, ruhig und bereit, wie das Wasser des stillen Teiches.

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