by Erich Kassing  

DIE SCHLACHT UM VERDUN - EIN BEITRAG ZUR MILITÄRGESCHICHTE DES ERSTEN WELTKRIEGES 1914 - 1918

Verdun > Artillerie > Einleitung

                  

 

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DIE SCHLACHT UM VERDUN 
ARTILLERIE 
EINLEITUNG
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Deutsche Feldartilleristen mit 21-cm-Mörser vor Verdun, 1916

Die Kanone beherrschte den Ersten Weltkrieg. Sie war die Maschine par excellence: ohne Gefühl und ohne Pause, Sinnbild des industriellen Krieges. Die verheerende Wirkung und die mörderische Blindwütigkeit der Artillerie versetzten französische und deutsche Soldaten in Todesangst und Wahnsinn. Der Stellungskrieg hat die Weiterentwicklung der Artillerie auf beiden Seiten bestimmt und beschleunigt. Die Anzahl der deutschen und französischen Kanonen wuchs stark an. Haubitzen, weitreichende und mobile Geschütze wurden entwickelt. Traktoren ersetzten bald die Pferde, die vorher die Kanonen in Stellung gebracht hatten.

Vor Verdun, 1914 der stärkste Festungskompex an der östlichen Grenze Frankreichs, lagen die Forts so zueinander, daß ihre Artillerie die Helm eines französischen Artilleristen, 1916Zwischen- räume genügend mit Schrapnellfeuer belegen konnte. In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts wechselte dann die auf den Wällen zusammengefaßte Artillerie in an den Kehlen in Erd- und Mauerbau angelegte Anschlußbatterien (z.B. 1-1 des Ouvrages Froideterre) mit Munitionsräumen und Unterständen. Die Vorderseiten bestanden aus verstärkten Mauern, seitlich geschützt mit aufgeworfenen Erdwällen.

Mit dem Aufkommen neuer brisanter Hohlgeschosse (1886/ 87) und der damit verbundenen möglichen schnellen Zerstörung aller Hohlräume und Wälle, konnte man die alten Batteriestellungen bald nicht mehr nutzen: Die Artillerie zog sich in das Zwischengelände zurück, wo der neue Schwerpunkt der frontalen Waffenwirkung lag. Die Forts blieben aber nicht völlig ohne artilleristischeFranzösisches 155-mm-Kurzrohrgeschütz mit Radgürtel, 1916 Bewaffnung. Für sie bauten die Franzosen um 1899 die Casemate Bourges: eine zweistöckige betonierte Kasematte für zwei Feldgeschütze. Außer den festen Artilleriestellungen, den 35 Geschützen in den Panzerversenktürmen, den Marinegeschützen und den 46 Geschützen in den Casemates Bourges, existierten vor Verdun auf französischer Seite noch die mobilen Batterien.

Für die französische Feldartillerie war die ausgezeichnete 75-mm-Kanone M. 1897 die Hauptwaffe. Veraltete großkalibrige Geschütze bildeten die Masse der französischen schweren Artillerie.

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 Mit der Festung Verdun verfügten die Franzosen über 800 Geschütze:

Französisches Feldgeschütz, 1916

  • 450 Geschütze vom Kaliber 75-95 mm und 350 Geschütze vom Kaliber 120-220 mm.

Darunter befanden sich:

  • 28 Geschütze vom Kaliber 75-mm in 14 Versenk- türmen
  • 42 Geschütze vom Kaliber 75-mm in 21 Zwischen- raumstreichen
  • 4 Geschütze vom Kaliber 95-mm in 2 Zwischenraum- streichen
  • 7 Geschütze vom Kaliber 155-mm in 6 Versenktürmen

In den 59 Versenktürmen standen zusätzlich insgesamt 58 Maschinengewehre.

Als die Deutschen am 21. Februar 1916 mit dem Angriff auf Verdun begannen, gab um 8 Uhr 12 Minuten das Langrohrgeschütz Langer Max den ersten SchußPickelhaube eines deutschen Feldartilleristen, 1916 ab. Für die Offensive hatten die Deutschen nicht an Geschützen und Munition gespart.

Zwischen den Orten Consenvoye und Azannes waren über 1.200 Geschütze positioniert: 7,7-cm-Feldkanonen, schwere 10,5-cm und 15-cm-Haubitzen, 21-cm- und 30,5-cm-Mörser, das 38-cm-Eisenbahngeschütz und den 42-cm-Mörser Dicke Berta. Von den letzteren schwersten Kalibern existierten 16 Geschütze! Auf beiden Seiten hatte die Artillerie während der Schlacht eine enorme Bedeutung.

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Deutsche Artilleristen mit 21-cm-Mörser vor Verdun, 1916

Deutsche Artilleristen mit 21-cm-Mörser vor Verdun, 1916

Das Hauptgeschütz der deutschen Feldartillerie waren die Feldkanonen mit Rohrweiten zwischen 7,5 cm und 8,4 cm. Als Ergänzung erhielt die Feldartillerie Schirmmütze eines deutschen Artillerieoffiziers, 1916die leichten Feldhaubitzen vom Kaliber 10,5 cm. Hauptgeschütz der schweren Artillerie war die schwere 15-cm-Feldhaubitze. Ein 21-cm-Mörser ergänzte die Ausstattung. Die Sondergeschütze wie die 30,5-cm und 42-cm-Mörser sollten die geschützten Festungsanlagen vor Verdun bekämpfen. Man schoß aus verdeckter Stellung ohne eine Sichtverbindung zum Ziel zu haben. 

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 Vor Verdun verfügten die Deutschen über 1.500 Geschütze:

Deutsche 7,7-cm-Feldkanone

Darunter befanden sich:

  • 7,7-cm-Feldkanonen
  • Schwere 10,5-cm und 15-cm-Haubitzen
  • 21-cm- und 30,5-cm-Mörser
  • 38-cm-Eisenbahngeschütz
  • 42-cm-Mörser Dicke Berta

Die stärkste französische und deutsche Artilleriekonzentration vor Verdun herrschte in den Monaten Juni/ Juli 1916; danach sank die Anzahl der Geschütze. 

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Für die Eroberung eines Raumes auf einer Frontbreite von 10.000 Metern und einer Tiefe von 6.000 Metern verschossen im Juni/Juli 1916 vor Verdun 1.600 Geschütze in 6 Tagen und Nächten 10.000 Tonnen Munition!

Ein Teil der französischen Batterien (z.B. Batterie 1-1 de Froideterre) zog nach dem deutschen Angriff  mit seinen Geschützen in Feldstellungen. Im Zuge der Kämpfe wechselten die Franzosen die alten Batteriebezeichnungen (z.B. Batterie 5-4 de Vaux). Jetzt orientierte man sich an  den Geländekoordinaten mittels Kartenmaterial. Die Deutschen bezeichneten die französischen Batterien mit Buchstaben (z.B. Batterie H).

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Die schwere Artillerie löste bald die führende Rolle der Feldartillerie ab. Ihre Glanzzeit erlebten die schweren Geschütze während des Ersten Weltkrieges gegen Befestigungsanlagen in Belgien und Nordfrank- reich. Die verschärften Bedingungen des Kampfes erforderten eine Steigerung der Schußweiten. Zahlreiche Kanonen veralteter Kriegsschiffe wurden deshalb an der Westfront eingesetzt. 

Der Stellungskrieg vor Verdun führte daher konsequenterweise zum Schießen auf größere Entfernungen. Möglich wurde dies durch Flieger- und Ballonbeobachter und durch die noch in den Kinderschuhen steckende Luftbilderkundung.

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Quellen und Literatur:
  • Bruchmüller, Georg: Die Artillerie beim Angriff im Stellungskrieg, Berlin 1926.  

  • Herr, G.F.: Die Artillerie in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, Charlottenburg 1925.
  • Köhler, Max: Der Aufstieg der Artillerie bis zum Großen Krieg, München 1938.  

  • Le Hallé, Guy: Verdun, Les forts de la Victoire, Verdun 1998. 

  • Linnenkohl: Hans: VOM EINZELSCHUSS ZUR FEUERWALZE. Der Wettlauf zwischen Technik und Taktik im Ersten Weltkrieg, Bonn 1996. 

Weitere Literatur: 
  • Bleyhöffer: Die schwere Artillerie des Feldheeres, Berlin 1905. 
  • Bruchmöller, Georg: Die deutsche Artillerie in den Durchbruchsschlachten des Weltkriegs, Berlin 1922.
  • Bruchmöller, Georg: Die Artillerie beim Angriff im Stellungskrieg, Berlin 1926. 
  • Fitzsimmons, Bernard: Artillerie im Ersten Weltkrieg 1914-1918. Übersetzung aus dem Englischen, München 1975. 
  • Hogg, Jan/Batchelor, John: Die Geschichte der Artillerie. Übersetzung aus dem Englischen, München 1977. 
  • Sommerbrodt: Das Feldhaubitzgerät 98/09, Berlin 1914.

Anmerkungen:  

Um das Kulturerbe zu schützen, werden die genauen Standorte (Parzellen) der beschriebenen Bauten nur dann angegeben, wenn diese schon auf der Karte "forêts de verdun et du mort-homme" für den Touristen verzeichnet sind.

Wichtiger Hinweis: 

Die Begehung der auf dieser Website beschriebenen Festungs- und Militärbauten ist lebens- gefährlich und liegt nicht in der Verantwortung des Autors!

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Batterie 1-1 bis 5-4

Die Batterie 1-1 de Froideterre at Magazin á Munition, auch MF 3 und Batterie A genannt liegt, wie die beiden Abris de combat MF 1 und MF 2, auf dem Höhenzug von Froideterre, nahe am Ouvrage de Froideterre. Bei der 1909 von  den Franzosen erbauten betonierten Batteriestellung handelt es sich um zwei Geschützstellungen mit je vier Ständen und den dazugehörigen Munitionslagern.

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