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28.4.2000 Wiener Zeitung, Die Zeugen Jehovas für eine Medizin ohne fremdes Blut
La Vanguardia, Spanien: allg. Artikel zur Blutfrage und den Reformbemühungen
19. 7. 1998 Helsingborgs Dagblad, Stockholm: Dürfen Zeugen Jehovas Blut annehmen?
Elfsborgs Läns Allehanda, Kopenhagen: Meinungsverschiedenheiten unter Zeugen Jehovas
3. 6. 1998 Daily Telegraph, London: Rebellen kämpfen gegen das Blutverbot bei Jehovas Zeugen
6. 4. 1998 Associated Press, Chicago: Rückschlag bei der Entwicklung des Blutersatzstoffes HemAssist
Presse/ Medien
Aktuelle (und ältere) Zeitungsmeldungen
(alle Übersetzungen durch uns)
Die Zeugen Jehovas für eine Medizin ohne fremdes Blut
Wiener Zeitung vom 28.4.2000
Die Entwicklung von Blutersatzstoffen
Von den vielfältigen Aufgaben des Blutes ist die ununterbrochene Versorgung aller
Zellen des Körpers mit frischem Sauerstoff die lebenswichtigste. Besonders empfindlich
gegen Sauerstoffmangel ist das Gehirn: Drei Minuten ohne das unentbehrliche Gas führen
zu seiner Teilzerstörung und nach fünf Minuten kommt es zum Gehirntod. Die
Beförderung des Sauerstoffs von der Lunge zu allen Geweben und des Abgases
Kohlendioxid von den Zellen zur Lunge geschieht durch die roten Blutkörperchen
(Erythrozyten). Der eigentliche Sauerstoff- und Kohlendioxidtransporteur ist jedoch der in
ihnen enthaltene rote Blutfarbstoff, das eisenhaltige Hämoglobin, das die Fähigkeit
besitzt, die beiden Gase an sich zu binden, festzuhalten und dann wieder freizugeben. Ein 70 kg
schwerer Mensch hat in seinen rund 5 Litern Blut ungefähr 25 Billionen (Millionen Millionen)
Erythrozyten mit insgesamt etwa 750 g Hämoglobin.
Nach einem schweren Blutverlust, also einer starken Verminderung der Zahl der roten
Blutkörperchen und der Hämoglobinmenge, infolge einer Verletzung oder bei einem
chirurgischen Eingriff ist das dringlichste Ziel die Wiederherstellung der Sauerstoffversorgung
des Körpers. Bisher gab es nur eine Möglichkeit dafür: Die Transfusion von
Vollblut (heute nur noch selten üblich) oder eines Erythrozytenkonzentrats.
Das hat jedoch mehrere Nachteile: Obwohl die Gefahr in den letzten Jahren weitgehend vermindert
wurde, besteht noch immer ein winziges Risiko, dass dabei gefährliche Krankheitserreger -
besonders die Viren von Hepatitis B und C und Aids, die Prionen der Jakob-Creutzfeldt-Krankheit
und in Hinkunft möglicherweise neue Infektionskeime - übertragen werden.
Die Erythrozyten haben auf ihrer Oberfläche die Blutgruppenmerkmale; bei
Nichtübereinstimmung mit dem Empfängerblut kommt es zum Aufplatzen ihrer
Zellmembran, zum Auslaufen des Hämoglobins und damit zu ihrem Zerfall (Hämolyse),
was schwerste, lebensbedrohende Folgen hat. Vor einer Transfusion muss daher die Verträglichkeit
von Spender- und Empfängerblut durch die sogenannte Kreuzprobe getestet werden.
Außerhalb des Körpers kann man rote Blutkörperchen höchstens 42
Tage aufbewahren. Und es wird immer schwieriger, für den wachsenden Bedarf
genügend viel Spenderblut aufzutreiben. Für die kommenden Jahrzehnte wird
vorausgesagt, dass immer größere Mengen fehlen werden. Es sind vor allem
drei Gruppen, die besonders daran interessiert sind, dass Blutersatzstoffe entwickelt werden,
die frei von Krankheitserregern sind, jederzeit universell - unabhängig von den Blutgruppen,
also ohne dass vorher ein Test nötig ist - bei jedermann sicher und wirksam verwendet,
lange Zeit - womöglich sogar ohne Kühlschrank - aufbewahrt und in unbegrenzter
Menge zu einem niedrigen Preis hergestellt werden können: das Militär (besonders
das amerikanische) für die sofortige Verwendung bei Verwundeten auf dem Schlachtfeld,
die Japaner, die für die zahlreichen Verletzten bei künftigen schweren Erdbeben
gerüstet sein wollen, und die Zeugen Jehovas, die aus religiösen Gründen
die Verabreichung von Menschen- oder Tierblut ablehnen.
Es gibt zwei zellfreie Möglichkeiten für künstliche Sauerstoffträger,
die derzeit erforscht und in Tierversuchen und klinischen Studien auf Wirksamkeit und
Verträglichkeit untersucht werden: Chemisch modifiziertes (abgeändertes)
Hämoglobin (Hb) - es muss deshalb umgewandelt werden, weil es ohne die
Schutzhülle der roten Blutkörperchen, gewissermaßen "nackt", rasch
in zwei Teile zerfällt, die für die Nieren giftig sind; und Perfluorcarbone (PFCs),
das sind einfache, leicht herstellbare und billige Kohlenstoffverbindungen, bei denen alle
Wasserstoffatome durch Fluor oder Brom ersetzt sind und die große Mengen von
Sauerstoff und Kohlendioxid aufgelöst (fein verteilt) mit sich befördern
können. Sie sind frei von biologischem Material und haben daher kein Infektionsrisiko.
Sie können auch bei Zimmertemperatur sehr lange Zeit aufbewahrt werden.
Ein Nachteil beider künstlicher Sauerstoffträger ist, dass sie nur eine kurze
Wirkungsdauer von 20 bis 30 Stunden haben, während die roten Blutkörperchen
erst nach rund 120 Tagen absterben. (Die Sauerstoffträger kann man nicht als Kunstblut
bezeichnen, da Blut auch andere lebenswichtige Funktionen, vor allem die Blutgerinnung zur
Abdichtung von Lecks im Gefäßsystem und die Abwehr körperfremder Stoffe,
besonders von Krankheitserregern, hat.) Hb kann durch Entfernung der Zellmembran der roten
Blutkörperchen von abgelaufenen menschlichen Blutkonserven oder von Tieren (Rindern)
extrahiert werden. Es kann chemisch modifiziert - durch ein Zwischenmolekül querverbunden,
mit anderen Molekülen verkoppelt oder zu einer Kette aneinandergereiht (polymerisiert:
Polyhämoglobin) werden - und es kann in Fetttröpfchen (Liposomen) von 0,2
Zehntausendstel mm eingekapselt werden.
Schließlich kann Hb auch gentechnisch (rekombinant) hergestellt werden, wobei man ihm
gewünschte Eigenschaften verleihen kann. Ein Problem ist jedoch eine ausgeprägte
Verengerung der Blutgefäße (Vasokonstriktion) und dadurch ein verminderter
Blutdurchfluss, wenn der Sauerstoff nicht durch Erythrozyten transportiert wird. Nach viel
versprechenden Tierstudien wurden und werden mehrere dieser Hb-Varianten, die von US-Pharmafirmen
entwickelt wurden, in klinischen Versuchen getestet. Ein Hb, das durch Diaspirin querverknüpft
(englisch: cross-linked) wurde (DCLHb, Handelsname HemAssist), erwies sich als Versager, ja die
Sterblichkeit bei seiner versuchsweisen Verwendung war sogar höher als bei Behandlung mit
einer Salzlösung. Die auch in Wien beheimatete US-Pharmafirma Baxter, die HemAssist
fabriziert hatte, wandte sich daher 1998 der Erforschung und Entwicklung von gentechnisch
hergestelltem Hämoglobin zu. Einige US-Firmen versuchen es mit anderen chemisch
modifizierten Hämoglobinen. Dabei wird jetzt auch getrachtet, sie mit Antioxidanz-Enzymen
zu verbinden, die Hb vor einem Abbau schützen. Andere amerikanische Unternehmen
erproben Perfluorchemikalien. Da sie in Wasser unlöslich sind, werden sie in Ölemulsionen
als Teilchen mit rund 0,1 bis 0,2 Tausendstel mm Durchmesser verabreicht, so dass sie durch kleinste
Blutgefäße hindurchgehen. Auch hier gab es einen Misserfolg: Bei einem Versuch bei
acht Chirurgie-Patienten, die aus religiösen Gründen eine Bluttransfusion ablehnten, im
Jahr 1986 erwies sich das PFC Fluosol-DA als unwirksam. Sechs der Kranken starben. Die
Perflubron-Emulsion Oxygent der US-Firma Alliance, die bei Operationen als Sauerstoffträger
verwendet wird, befindet sich derzeit in Phase III der Arzneimittelprüfung
(Wirksamkeitsprüfung an mehreren tausend Patienten). Andere PFCs sind noch nicht so weit.
Nebenwirkungen der Perfluorcarbone sind grippeähnliche Symptome und eine Verminderung
der Blutplättchen. In manchen Fällen ist bei PFCs die Beatmung mit reinem Sauerstoff
sinnvoll. (Luft enthält neben Stickstoff und anderen Gasen nur 21 Prozent Sauerstoff.)
Die Funktionen der roten Blutkörperchen nachzuahmen, erwies sich als schwieriger als man
ursprünglich dachte, doch ist zu hoffen, dass der Medizin in einigen Jahren geeignete
künstliche Sauerstoffträger zur Verfügung stehen werden. Die billigste und
manchmal sicherste Methode bei akutem starken Blutverlust ist, nur das Manko an Gesamtblutmenge
durch Infusion eines Volumenersatzstoffes ("Volumenexpander": Salzlösungen - sogenannte
Ringer-Lösungen - oder Plasmaersatzstoffe) aufzufüllen und durch gentechnisch
hergestelltes Erythropoetin (wird normalerweise in der Niere erzeugt) und Eisen die Bildung und
Entwicklung von Erythrozyten verstärkt anzuregen - was besonders von den Zeugen Jehovas
empfohlen wird. Diese Mitglieder einer Ende des 19. Jahrhunderts in den USA gegründeten
christlichen Religionsgemeinschaft akzeptieren alle medizinischen Behandlungsmethoden, Operations- und Anästhesieverfahren, Geräte und Techniken sowie alle Wirkstoffe, sofern sie keine
Fremdblutprodukte (Vollblut, rote und weiße Blutkörperchen, Blutplättchen,
Blutplasma) enthalten. Der Grund: Blut ist für sie heilig und sie befolgen kompromisslos die
Aufforderung der Apostelgeschichte 15,29 des Neuen Testaments: "Enthaltet euch des Blutes!" Viele
Menschen lehnen das als übermäßigen Glaubenseifer ab, umso mehr als es dadurch
schon zu vermeidbaren Todesfällen kam, doch rein rechtlich muss der Patient und bei
Minderjährigen sein gesetzlicher Vertreter die Einwilligung zu einer Behandlung geben und
die Ärzte müssen sich gezwungenermaßen an diese Willensentscheidung halten.
Das führte dazu, dass sich eine fremdblutfreie Medizin und eine Blutlos-Chirurgie entwickelten,
von denen auch die Allgemeinmedizin profitierte. Sehr wesentlich dabei ist es, jeden Blutverlust zu
vermeiden und jede Blutung sofort zu stoppen, weil verlorenes Blut nicht ersetzt werden kann.
Neben der seit längerem bekannten Elektrochirurgie wurden mehrere neue Instrumente zur
Blut sparenden Gewebedurchtrennung entwickelt. Bei Operationen wird auch ein Cell Saver (Zellbewahrer)
verwendet, ein Gerät, das sauberes Wundblut mit einem speziellen Sauger aufnimmt, ungerinnbar
macht und filtert. Anschließend werden die roten Blutkörperchen von den restlichen
Bestandteilen getrennt, gewaschen und wieder infundiert. Durch diese Methode (Erythrozytenrückgewinnung,
"Autotransfusion"; autos, griechisch, selbst, eigen) können bis zu 60 Prozent der sonst
verloren gehenden Erythrozyten dem Kreislauf des Patienten zurück gegeben werden. Bei
der Behandlung von Zeugen Jehovas wurde auch eine wichtige Erkenntnis gewonnen: Menschen
können ohne jegliche Folgeschäden mit viel weniger Hämoglobin überleben
als man vorher dachte, so dass also eine Transfusion oft gar nicht notwendig ist. Die Normalwerte
sind bei Männern 135 bis 180 g Hb je Liter Blut, bei Frauen 115 bis 165 g. Es gab einzelne
Fälle, in denen ein Abfall der Hb-Konzentration auf weniger als 20 g je Liter Blut ohne gesundheitliche
Beeinträchtigung überstanden wurde.Der Leiter der Klinischen Abteilung für
Transfusionsmedizin im Allgemeinen Krankenhaus in Wien, Univ.Prof. Dr. Paul Höcker, weist
jedoch darauf hin, dass eine Schädigung einzelner Organe, vor allem des Herzens und des Gehirns,
eintreten kann, wenn die Sauerstoffversorgung der Gewebe unter ein bestimmtes Maß sinkt, so dass
bei einem sehr geringen Hb-Wert unbedingt ein Ersatz erfolgen muss. Unter Ausschöpfung aller
Techniken und therapeutischen Maßnahmen kann man die Hb-Konzentration, von der an fremde
Erythrozyten und künftig an ihrer Stelle möglicherweise künstliche Sauerstoffträger
zugeführt werden müssen, zwar sehr niedrig halten, aber unter eine gewisse Menge an Hb -
etwa 30 bis 40 g je Liter Blut - sollte laut Höcker nicht gegangen werden. Eine restriktive
Anwendung von Fremdblut - nur wenn es wirklich unumgänglich notwendig ist - kann jedoch
seiner Meinung nach für Patienten nur von Vorteil sein.
Originalartikel
La Vanguardia - Barcelona Spanien
Der spanische Sprecher der
Zeugen Jehovas sagt, dass die Bibel in der Blutfrage
eindeutig ist und dass es sich um eine persönliche
Entscheidung handelt.
Die Annahme von Bluttransfusionen
löst eine Debatte unter Jehovas Zeugen aus.
ISABEL PALACIOS
BARCELONA. Enthaltet
euch des Blutes sagt eine Bibelstelle. Für die
christlichen Zeugen Jehovas bedeutet das ein entschiedenes
Nein zu Bluttransfusionen. Die kollektive Doktrin ist in diesem
Sinne absolut. Der Sprecher des nationalen Zweiges in
Spanien, Aníbal Matos, bestätigt jedoch, in allen
Ländern entscheidet jeder Bruder für sich selbst;
wir exkommunizieren niemanden, der einer
Bluttransfusion zustimmt, wir zwingen
niemandem den Glauben auf. (Hervorhebung von
uns)
Dieses Thema, das bis jetzt in der
Öffentlichkeit unbekannt war, wurde durch eine Webpage
einer Gruppe mit dem Namen Vereinigung der
Zeugen Jehovas für eine Reform in der Blutfrage
aktuell. Niemand weiß, wer sie sind, und sie
sorgen in dieser Sache für Verwirrung, fährt Matos fort.
Die Wahrheit ist aber, dass die Webseite zu einem offenen
Forum für eine Diskussion zwischen Befürwortern und
Gegnern der kein Blut-Haltung geworden
ist.
Die Polemik begann mit der Verbreitung
einer gütlichen Einigung, die innerhalb der europäischen
Kommission für Menschenrechte zwischen der bulgarischen
Regierung und der Vereinigung der Christlichen Zeugen Jehovas
abgeschlossen wurde. Unter den beiden Parteien gab es einen
langwährenden Streit aufgrund der Weigerung der Regierung,
entsprechend einem Gesetz aus dem Jahre 1994 ihren Status als eine
religiöse Vereinigung zu verlängern. In der Übereinkunft
wurde gemäß der Aussage des Sekretärs der Europäischen
Kommission für Menschenrechte auf die diesjährige
Sitzungsperiode in Strassburg vom 2. - 13. März Bezug genommen,
wo es hieß, dass die Regierung zustimmte, so bald als
möglich eine Gesetzgebung einzuleiten, die für
Wehrdienstverweigerer als Alternative zum Dienst mit der Waffe
den Zivildienst vorsieht und zum zweiten den Antragsteller als
eine anerkannte Religion zu registrieren.
Im Gegenzug wollten die Zeugen
Jehovas ihrerseits in bezug auf ihre Haltung zu Bluttransfusionen
eine Aussage in ihre Statuten aufnehmen, die zum Ausdruck
bringen sollte, dass ihre Mitglieder für sich und ihre Kinder eine
freie Wahl in dieser Angelegenheit treffen können und das
ohne Kontrolle oder Sanktion von Seiten der Vereinigung.
(http://194.250.50.201/eng/ E276INFO.148.html).
Die Übereinkunft und die Reaktionen
darauf erscheinen unter der Web-Page Vereinigung der
Zeugen Jehovas für eine Reform in der Blutfrage
http://www.geocities.com/ Athens/Delphi/1524 (spanisch).
Diese Gruppe soll sich aus aktiven Zeugen Jehovas zusammensetzen,
die aus genau dem Grund anonym arbeiten, weil sie
Bluttransfusionen verteidigen und weil die Gesellschaft der
Zeugen Jehovas diejenigen mit einem Ausschluss bedroht, welche
die Angelegenheit offen ansprechen wollen.
Zu diesem Zeitpunkt - so fährt
die Web-Page fort - sind mehr als fünf Millionen Menschen
dem Risiko ausgesetzt, wegen einer falschen Auslegung
dessen, was die Heiligkeit von Blut bedeutet, unnötigerweise
zu Tode zu kommen. Es gibt für Ex-Zeugen noch weitere
Web-Sites wie http://www.geocities.com/ Athens/Troy/1484,
die in der Absicht erstellt wurden, für ehemalige Mitglieder
und andere, die an dem Thema interessiert sind, eine
elektronische E-Mail-Liste zusammenzustellen. Sowie die
offizielle Web-Site der Zeugen Jehovas http://www. watchtower.org/languages.
Wir bereiten eine Web-Site vor, da eine
offene Debatte unreell ist fügt Matos hinzu.
Jehovas Zeugen umfassen
weltweit etwa fünf Millionen Menschen, sie haben mehr als
85 000 Versammlungen in 230 Ländern und organisieren sich
über 104 Zweigbüros. Sie glauben, dass die Bibel (z. B. in
Apg. 15:28,29) lehrt, dass sich Christen des Blutes enthalten
müssen und von Fleisch, das nicht entsprechend
ausgeblutet ist.
Das Transfusionsverbot
umfasst rote Blutkörperchen, weiße Blutkörperchen,
Plasma und Blutplättchen. Aber Organspenden
und Organtransplantationen sind erlaubt. Nach
Matos gibt es Alternativen zu Bluttransfusionen:
In Spanien haben sich
ungefähr hundert Krankenhäuser bereit erklärt, den
Wunsch von Zeugen Jehovas zu respektieren, und
in Barcelona gibt es zwei Zentren für blutlose Operationen,
Delfos Klinik und Hospital Sagrat Cor.
Geschichten der toten Opfer
Die Web-Page der Vereinigung der
Zeugen Jehovas für eine Reform in der Blutfrage
(ATJPRS) bringt nicht nur Polemik rund um die Blutfrage.
Ihre Besucher schicken auch persönliche Erfahrungen
ein. Alle enden als ein Ergebnis der Kein Blut-Doktrin
tragisch. Jason Patrick ist unter der Site
http://www.geocities.com/ Athens/Delphi/1524/ angel.html
[deutsch: http://www.geocities.com/ Athens/ithaca/6236/angeliqu.htm]
einer von ihnen, und er berichtet darüber, wie er die tote
Tochter seiner Freunde in den Armen hält. In dem Bericht
ist eine Notiz aus der Auckland Times enthalten, die sagt:
Ein junges dreijähriges Mädchen starb letzte Nacht
auf tragische Weise im Krankenhaus, nachdem die Eltern
wegen ihrer religiösen Überzeugung die Anwendung
einer Bluttransfusion abgelehnt hatten.
Das Mädchen war Angelique
Perrota, sie war drei Jahre und drei Tage alt. Kurz danach
starb auch ihre Mutter und der Ehemann wurde als
Abtrünniger ausgeschlossen. Bis dahin waren sie alle
Zeugen Jehovas gewesen. Die Web-Site ist den
Tausenden von unschuldigen Opfern gewidmet, die
ihr Leben aufgrund der Doktrin der Wachtturm Bibel- &
Traktat-Gesellschaft verloren haben, so endet die Site.
Die Wachtturm-Gesellschaft hat ihre Büros in Brooklyn
und dort befindet sich auch ihre leitende Körperschaft.
Dürfen
Zeugen Jehovas Blut annehmen?
STOCKHOLM (FLT)
Johanna Kronlid - Copyright: Helsingborgs Dagblad
19. Juli 1998
Das Verbot der Zeugen Jehovas, Blut anzunehmen, ist
gelockert worden. In Bulgarien haben Jehovas Zeugen
der Vereinbarung zugestimmt, ihre Mitglieder selbst
entscheiden zu lassen, ob sie eine Bluttransfusion
annehmen wollen oder nicht.
Die Zeugen in Bulgarien sahen sich dazu gezwungen,
ihre Einstellung zum Verbot von Bluttransfusionen zu
lockern, um als Kirche anerkannt zu werden. Das
Blutverbot ist ein sehr wichtiger Faktor in der Lehre der
Zeugen Jehovas. Theologen sehen in der Änderung
einen revolutionären Schritt, aber Zeugen
Jehovas in Schweden wollen die Bedeutung herunterspielen.
Blut anzunehmen ist eine Frage des persönlichen
Gewissens, sagt Olle Hjärpe, der Informationssekretär
der Zeugen Jehovas. Bis jetzt wurde Zeugen Jehovas
die Gemeinschaft entzogen, wenn sie eine Bluttransfusion
annahmen. Dies ist jetzt nicht mehr der Fall. Wir sprechen
mit demjenigen und geben ihm geistigen Beistand, aber
wir verurteilen oder schließen ihn nicht aus, solange
er Bluttransfusionen nicht öffentlich befürwortet. Olle
Hjärpe kann sich keines Falles entsinnen, bei dem ein
Mitglied Blut angenommen hat. Das Gegenteil ist
gewöhnlich der Fall, dass die Mitglieder Transfusionen
verweigern.
Experten stellen fest, dass Jehovas Zeugen
kaum jemals ihre Ansichten so drastisch geändert haben wie
in diesem Fall. Es gibt eine Menge Geheimniskrämerei
innerhalb der Zeugen Jehovas. Früher waren zum Beispiel
Impfungen verboten. Als dieses Verbot aufgehoben wurde,
wurde es nicht laut und deutlich verkündet, sondern vielmehr
in einem Satz beiläufig erwähnt, sagt Haakan Arlebrand,
Göteborg, der ein Buch über Zeugen Jehovas verfasst
hat. Rud Persson aus Ljungbyhed verließ die Zeugen nach
30-jähriger Zugehörigkeit. Er traut der Information über die
Lockerung der Regeln in Bulgarien nicht. Falls
es stimmt, wäre es revolutionär. Aber Jehovas Zeugen
sind findig. Sie können sagen, dass es dem einzelnen
Mitglied überlassen bleibt, aber später wird derjenige
dennoch gemieden und das grenzt an Verfolgung.
Entscheidung über Bluttransfusionen kann
Meinungsverschiedenheiten unter Zeugen Jehovas verursachen
Kopenhagen (TT-RB)
Elfsborgs Läns Allehanda
Das Verbot, das Blut eines anderen anzunehmen, ist
ein zentrales Dogma der Botschaft von Zeugen Jehovas.
Diejenigen, die Transfusionen akzeptieren, werden
ausgestoßen, sagten sie. Bis jetzt.
Jetzt droht eine Abschwächung dieser stahlharten
Regeln die Organisation zu spalten. Um in Bulgarien
als eine religiöse Vereinigung anerkannt zu werden,
sahen Jehovas Zeugen sich gezwungen, ihren
Mitgliedern zu erlauben, selbst zu entscheiden,
ob sie Blut akzeptieren wollen.
Die Entscheidung kann unter den Zeugen Jehovas wie
eine Bombe wirken, falls sie das Gesetz des Landes über die Regel
gegen Bluttransfusionen stellen, erklärt Peter Lodberg,
Assistenzprofessor für Theologie an der Århus Universität
[Dänemark] gegenüber der [dänischen Zeitung] Berlingske Tidende.
In Dänemark haben die Zeugen Jehovas hart für ihr
Recht gekämpft, Bluttransfusionen zu verweigern. Es ist zu
einem vereinigenden Zeichen ihrer Identität geworden,
das jetzt bedroht ist.
Der Fall Bulgarien hat Auswirkungen in Dänemark, aber
die Führung der Zeugen enthielt bis jetzt die Information über
die Ereignisse ihren Mitgliedern vor.
Wir haben uns entschieden, unsere Mitglieder nicht zu
informieren, da dieser Fall keine neue Gesichtspunkte mit sich
bringt, erklärt der Informationssekretär der dänischen Zeugen,
Michael Björk. Björk sagt, dass die Mitglieder, die Blut annehmen, nicht
mehr automatisch ausgeschlossen werden. Im Gegenteil, sie
benötigen geistigen Beistand, sagt Björk.
Auf der anderen Seite hofft Sören Bo Henriksen, Leiter der
Hilfsorganisation für ehemalige Zeugen Jehovas, dass die Kunde
von der Abschwächung für die bulgarischen Zeugen sich auch
schnell bis nach Dänemark verbreiten wird und dass
aufgebrachte Mitglieder ihre Führung zwingen werden, das
Blutverbot aufzugeben. Lodberg glaubt, dass das bulgarische
Beispiel auch in Dänemark Schule machen wird.
Der jüngste Todesfall in Dänemark betraf eine 24-jährige Frau
im Krankenhaus von Hvidovre, als sie im Oktober 1996 bei
der Geburt ihres Kindes Blut verweigerte.
Das Verbot war jedoch zweifellos dann am meisten umstritten,
wenn Eltern zu verhindern versuchten, dass ihre minderjährigen
Kindern eine Bluttransfusion erhalten. Im Schweden schritt die
Kinderfürsorge ein, um sicherzustellen, dass Kinder bei Bedarf
Blut erhielten.
3. Juni 1998
Rebellen kämpfen gegen das
Blutverbot bei Jehovas Zeugen
Von Victoria Combe, Korrespondentin
für Kirchenangelegenheiten - London, Daily Telegraph
Eine Gruppe von Dissidenten unter
Jehovas Zeugen haben mit Hilfe des Internets eine Kampagne
begonnen, um die gegen Bluttransfusionen gerichtete Haltung
der religiösen Organisation zu beenden.
Die Gruppe - Vereinigung der
Zeugen Jehovas für eine Reform in der Blutfrage - behauptet,
dass das Verbot für die Mitglieder, Blut zu erhalten, biblisch
nicht begründbar ist und dass dadurch Leben aufs Spiel
gesetzt wird. Eine Anzahl von Zeugen Jehovas nahmen lieber
ihren Tod in Kauf als sich eine Bluttransfusion
verabreichen zu lassen.
Im vergangenen Monat gaben Ärzte
in Glasgow einem Kleinkind Blut, um sein Leben zu erhalten,
und das, obwohl seine Eltern, die Zeugen Jehovas waren, dagegen
Einspruch erhoben. Die Autoren der Web-Site bleiben anonym
und geben als Adresse ein amerikanisches Postfach in Idaho an.
Sie behaupten, dass einige von ihnen als Älteste dienen und
für ihre Ansichten einen Ausschluss riskieren.
Sicherlich hat ihr Protest das Londoner
Hauptquartier der Zeugen Jehovas, das versucht, ihre
Beziehungen mit den Ärzten zu verbessern und Alternativen zu
Bluttransfusionen anzubieten, verärgert. Jehovas Zeugen glauben, dass
die Bibel (in Apostelgeschichte 15:28,29) lehrt, Christen müssten sich
des Essens von Blut oder des Fleisches von Tieren, die nicht richtig
ausgeblutet sind, enthalten.
Das Verbot von Transfusionen
erstreckt sich auch auf konzentrierte rote Blutkörperchen,
weiße Blutkörperchen, Plasma und Blutplättchen; Ausnahmen
werden aber für Immunoglobuline in bestimmten Impfstoffen
gemacht. Obwohl Blutspenden gegen die Lehre von Zeugen
Jehovas verstoßen, erlauben die Zeugen doch Organspenden und
Transplantationen aus dem Grund, dass Knochen und Gewebe
in der Bibel nicht verboten werden.
Die Gruppe der Dissidenten stellt
die biblische Lehre mit der Behauptung in Frage, dass
eine Bluttransfusion eine Transplantation eines flüssigen
Gewebes oder Organes und nicht eine Mahlzeit ist.
Sie stellen fest, dass ihr Ziel darin
besteht, die Lehre zu ändern, so dass jeder einzelne Zeuge
die freie Wahl hat, ob er Blutprodukte annehmen will oder nicht
und das ohne Angst haben zu müssen, ausgeschlossen
oder gemieden zu werden.
Paul Gillies, ein Pressevertreter
der Zeugen Jehovas, sagte, dass ein Mitglied, das eine Bluttransfusion
annimmt, nur dann exkommuniziert wird, wenn es die Lehre über
Blut verworfen hat. Er sagte: Unsere erste Antwort ist
seelsorgerisch. Menschen werden in einem Notfall oft unter
Druck gesetzt und wir berücksichtigen das. Er sagte,
es würden umfangreiche Forschungen darüber angestellt, wie
Blutverluste während der Operation begrenzt werden können,
und über den Gebrauch von Volumenexpandern
wie z. B. Salzlösungen anstelle von Bluttransfusionen.
Mr. Gillies bestand darauf, dass sich die
Lehre nicht verändert hat und dass jeder, der die biblische Auslegung
über Blut nicht akzeptieren kann, die Zeugen verlassen sollte.
6. 4. 1998 Von CLIFF
EDWARDS
Associated Press
CHICAGO (AP) - Baxter International hat in ihrem Wettlauf
um die Vermarktung des ersten brauchbaren sauerstoffbefördernden
Blutersatzstoffes mit seinem Produkt HemAssist einen weiteren
Rückschlag erlitten.
Der in Deerfield, Ill. beheimatete
pharmazeutische Konzern gab am Dienstag bekannt, dass die
europäischen Tests mit HemAssist bei der Behandlung von
Verletzungsopfern eingestellt wurden.
Der Schritt kommt weniger
als zwei Monate nachdem Baxter Tests in amerikanischen
Intensivstationen aussetzte, nachdem mehr Patienten, die
HemAssist bekamen starben als Patienten der Kontrollgruppe.
Die Firma fand, dass 46.2% der HemAsist-Gruppe starben,
mehr als die projektierte 42.6%ige Sterblichkeitsrate und
weit über den 17.4% in der Kontrollgruppe.
Baxter führt Versuche mit dem
Blutersatzstoff in den USA bei normalen Operationen fort, aber
die Verzögerung bei den Tests in der Intensivstation bedeutet,
dass die Firma jetzt hier in den USA oder im Ausland keine
Zulassung bis mindestens zum Jahr 2001 erhalten wird. Durch
den Aufschub ist der Ausgang der Rennens um einen wirksamen
Blutersatzstoff wieder offen.
Northfield Laboratories Inc.,
Biopure Corp. und Alliance Pharmaceutical Corp. sind
ebenfalls mit der Entwicklung wirksamer Blutersatzstoffe befasst.
Die Anstrengungen, einen
Blutersatzstoff zu finden, sind enorm, da künstliches Blut
die Auswirkungen knapper Blutvorräte mildern,
länger als gewöhnliches Blut anhalten, die zeitraubende
Notwendigkeit der Blutgruppenbestimmung überflüssig
machen und das Risiko einer Verunreinigung mit Viren wie
HIV und Hepatitis ausschließen könnte.
Der Markt würde ein
sofortiges milliardenschweres Potential umfassen, denn
ein Blutersatzstoff könnte sowohl auf Kriegsschauplätzen und bei
Unfällen als auch in armen Ländern, die ein dünnes Netzwerk
an Blutbanken haben, zum Einsatz kommen. Darüber hinaus
weigern sich auch Glieder einiger religiöser Gruppierungen, Transfusionen
von menschlichem Blut anzunehmen.
Baxter sagte, sie hätten 117
Patienten in dem europäischen Verletzungstest zur Behandlung
aufgenommen und sich nach der Auswertung der anfänglichen
Daten von 79 dieser Patienten in Zusammenarbeit mit
europäischen Prüfern entschieden, den Test abzubrechen, um
die Daten gründlicher zu analysieren. Wir sehen keinen
statistisch signifikanten klinischen Nutzen der
HemAssist-Behandlung, sagte die Sprecherin
Mary Thomas.
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